Nachdem ich gerade meinen Blogeintrag irgendwo in der Welt der Technik verloren habe, werde ich ihn jetzt nochmal schreiben.
Es ist zwar noch nicht lange aus, dass ich das letzte Mal geschrieben hab, aber es hat sich schon wieder jede Menge getan.
In der Schule geht es zur Zeit leider drunter und drueber. Ein Lehrer kommt irgendwie nicht mehr in die Schule, er hat sich wahrscheinlich eine andere Arbeit gesucht. Er hatte die KInder sehr gut im Griff. Fuer uns ist es leider sehr schwierig, da einerseits die sprachliche Barriere ein grosses Hindernis ist, aber es sehen uns auch die Kinder oft als Spielpartner, was mir eh lieber ist. Aber wir schaffen es immer wieder Ruhe reinzubekommen, auch wenn meine Stimme etwas darunter leidet.
Es ist bei uns in der Schule einfach normal, dass ich waehrend der Stunde wiedermal meine Runde drehe und die Schueler wieder zurueckhole, die nach dem Gang zur Toilette (ein Fels in der Naehe vom Strand) nicht mehr in die Klasse zurueck gekommen sind, sondern in einer anderen Klasse stehen und tratschen oder sogar draussen einfach mal kurz ein bisschen mit anderen Kindern spielen. Aber irgendwie schaffe ich es doch immer wieder, dass die KInder was lernen, die meisten die Hausuebung bringen und wir mit dem Stoff etwas voran kommen.
Wir versuchen auch schoen langsam ein bisschen unseren Lehrerkollegen klarzumachen, dass es andere Methoden ausser schreien und schlagen gibt. Einige Kinder kommen deswegen naemlich leider nicht mehr in die Schule. Doch in diesem Bereich bin ich sehr zuversichtlich.
Auch im Shelter hat sich einiges Veraendert. Ein Mitarbeiter, der am Tag bei den Kindern war und ein echt guter Mensch war, hat leider gekuendigt. Ein weiterer Mitarbeiter wurde gefeuert. Er war Tag und Nacht bei den Kindern und fuer sie die wichtigste Bezugsperson, einfach ein grosser Bruder. Diese Veraenderungen sind sehr schwierig fuer die Burschen, wie aber auch fuer mich.
Als sich der gefeuerte Mitarbeiter von den Kindern am Sportplatz verabschiedet hat, war beim zurueckgehen eine sehr deprimierte Stimmung. Ich hab mit einen Burschen gesprochen und er sagte ploetzlich zu mir, dass er morgen weglaufen wir. Ich war geschockt darueber, weil ich mit dem nicht gerechnet habe, da er sehr ausgeglichen und zufrieden wirkt. Ich hab dann nochmal nachgefragt und er hat gemeint, dass es nur ein Scherz war. Dies hat er mir mehrere Male versichert. Am naechsten Tag hab ich dann erfahren, dass er davongelaufen ist. Fuer mich ist das nicht leicht zu verstehen und zu verkraften. Ich hab von Anfang an gewusst, dass solche Situationen auf mich zu kommen werden, besonders auch als ich erfahren habe, dass der Mitarbeiter gehen muss, war mir klar, dass Kinder davonlaufen werden, aber derzeit ist es einfach noch viel und schwierig. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal mich daran gewoehne, dass Kinder davon laufen, aber keine Ahnung ob man sich daran ueberhaupt gewoehnen kann.
Aus diesem grossen Durcheinander, das hier zur Zeit ein bisschen herrscht versuche ich einfach das Beste zu machen. Mir ist es wichtig fuer die Kinder da zu sein sowohl in der Schule, wie auch im Shelter.
Neben diesen teilweise schwierigen Angelegenheiten geniesse ich Indien in vollen Zuegen. Heute war ich auf zwei verschiedenen Maerkten mit Unmengen an Obst und Gemuese, wie im Film, dann waren wir noch kunterbunte Stoffe fuer neues Gewand kaufen, auf meinen Fuessen baumeln Ketterl, heute haben uns die Koechinnen unsere Haende und Beine mit Henna angemalt, auf meiner Stirn pickt immer ein Bodlu, ich geniesse das Handel mit den Outo- Riksha Fahrern (wir haben mittlerweile schon die kalte Schulter drauf, wenn sie zuviel verlangen gehen wir einfach.... dann geben sie meistens nach), ich esse immer mit den Fingern, es ist kuehl, wenn es unter 30 Grad hat........ einfach alles indisch...... und wunderbar auch so!
Sicherlich gehen mir auch Sachen von Oesterreich hab, aber ich geniesse es sosehr, dass Leben in Indien, weil es einfach ganz anders ist und viel zu entdecken und zu staunen gibt.
Ich wuensche auch allen alles Gute und schicke euch ein paar indische Sonnenstrahlen zum Waermen!
Martina
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