Sonntag, 22. November 2009

Ein unvergesslicher Tag!!

Es ist zwar schon sehr spaet und ich sollte eigentlich eher schlafen, aber ich muss einfach euch noch ueber den heutigen Tag berichten.
Dieser Eintrag ist fuer mich bis jetzt der Schwierigste, nicht weil ich etwas Furchtbares berichte, sondern weil ich nicht die richtigen Worten finden werde um zu beschreiben, was ich heute erlebt und gesehen habe. Es ist nicht moeglich alles zu berichten und zu beschreiben, aber ich moechte ein Stueck weit euch daran teil haben lassen, sogut es geht.

Unser Tag fing heute ganz normal an, wie ein Sonntag eben. Nach dem Fruehstueck (9.00 Uhr) fragte uns der Father Noel (Leiter der Provinz) ob wir mitfahren wollen um die Tribals (Doerfer die sehr abgelegen liegen) zu besuchen. Er wird naemlich dort heute ein paar Don Bosco Projekte besuchen. Wir waren sofort Feuer und Flamme und fuhren schlussendlich dann schon um halb 10 ab. Wir haben zwar eigentlich viele Sachen zu tun, weil wir morgen fuer 5 Tage nach Hyderabad fahren, aber wir liessen alles liegen und stehen.

Wir fuehren von unserem Haus mit dem Jeep los. Schoen langsam verliessen wir die Stadt und kamen an den Stadtrand. Diese Gegend kennen wir auch bereits. Dort gibt es schon viele Holzhuetten. Als wir schon ca. 1 Stunde von der Stadt entfernt waren, fuhren wir durch absolute Natur, jedoch auf einer grossen Strasse. Rechts und links davon sahen wir immer wieder Hirten mit ihren Herden, Huetten aus Palmenblaettern. Wir waren total interessiert an dieser anderen Lebensweise und hofften, dass wir wirklich hier ein Dorf betrachten koennen, dass so anders lebt.
Nach etwa eineinhalb Stunden fahrt bogen wir von der grossen Strasse ab und fuhren eine kleinere Strasse. Hier entlang waren noch viel mehr Huetten, immer wieder kleine Doerfer, viele Hirten und Tiere. Die Menschen wuschen ihre Waesche im Fluss. Ganz anders als das Leben in der Stadt. Nach etwa 2 Stunden fahrt erreichten wir dann das Dorf Nasripatnam. Dort gibt es zwar einige Geschaefte und es spielt sich auch dort was ab. Wir fuhren zum Office von den Don Bosco Projekten. Dort machten wir eine kurze Pause und fuhren dann weiter . Uns wurde gesagt, dass wir nus nun Projekte in Doerfte anschauen werden. Wir waren total gespannt.

Die Gegend war so, wie das letzte Stueck von unsere vorrigen fahrt. Also viele Huetten, immer wieder kleine Doerfte, immer wieder Hirten. Nach etwa 45 min. weiterer Fahrt fuhren wir bei einem etwas groessen Siedlung von Huetten vorbei. Uns wurde mitgeteilt, dass es dort ein Don Bosco Projekt gibt, dass wir uns spaeter ansehen werden.
Vor uns war nun ein riessiger gruener Berg. Wir fuhren diesen Berg rauf, sogar eigentlich asphaltierte Strasse. Rechts und links von uns war absolut unberuehrte Natur, Palmen, viele verschieden Baeume, Tiere (sogar einmal eine Affenbande)... Nach ca. 15 min kurviger Fahrt blieben wir stehen und stoppten bei einem Dorf, das absolut abgeschieden von der unteren Welt ist, so scheint es zumindestens. Wir wurden dort herzlich empfangen, es wurde gesungen, wir bekamen Blumenketten, begruessten viele Kinder und Menschen, versuchten etwas Telugu zu sprechen und freuten uns die Leute kennenzulernen. Leider hatten wir wenig Zeit, und konnten uns somit nur das Projekt (ein kleines Haus) ansehen und aber im Dorf nicht herumgehen. Also ich hab das Gefuehl gehabt, als waeren diese Menschen vollkommend abgeschnitten von der Welt.
Als wir nach einer Weile wieder in den Jeep stiegen hiess es, dass wir nun noch ein anderes Dorf, noch weiter oben am Berg besuchen werden. Wir fuhren die asphaltierte Strasse weiter entlang. Irgendwann endete sie und wir bogen in einen Weg mit Lehmboden ein. Rechts und links waren grosse Buesche, rechts und links am Jeep streifte alles, weil der Weg so eng war, kein Mensch zu sehen, abolute Stille wirklich nur Natur und wir. Einmal sahen wir ein verlassenes Haus – uns wurde erklaert, dass dies eine Schule vom Staat ist, aber die Lehrer kommen nur etwa 2 mal im Monat, also kommen natuerlich auch keine Schueler mehr.
Nach etwas 15 min. fahrt sahen wir vor uns ein kleines Dorf aus Huetten. Eine Menschenansammlung (ich glaube einfach alle Dorfbewohner) warteten dort bereits auf uns und Father Noel. Wir wurden herzlichst begruesst, uns wurde die Schule gezeigt (ein kleiner Platz, der etwas ueberdacht ist). Wir machten wieder viele Fotos, sprachen etwas mit den Menschen. Dann fuehrten sie uns in ihr Dorf hinauf. Wir gingen an ihren Huetten vorbei und nahmen dort Platz. Es wurden ein paar Worte von dem einen und anderen gesagt. Dann hiess es, dass die Frauen vom Dorf uns einen traditionellen Tanz zeigen werden. Wir wurden sofort eingeladen zum Mittanzen, also bewegten wir uns mit ihnen Arm in Arm zur Trommelmusik im Kreis. Das war ein richtiges Erlebnis. Wunderschoen, einfach unbefreit und viel viel Gemeinschaft. Ich habe so das Gefuehl, dass die Menschen dort gluecklich sind, ausserdem herrscht eine grosse Gemeinschaft und Zusammenhalt. Jeder kennt jeden, sie leben einfach gemeinsam und leben zusammen und nicht nebeneinander. Ausserdem sind auch dort die Gewaender alle bunt, kunterbunt... echt farbenfroh. Die Menschen leben dort ohne Strom, Internet, Wasserleitung, wirklich einfach mit der Natur. Ich hab noch nie erlebt, dass es an einem Ort so leise war. DAS einzige Geraeusch war wirklich das zwitschern von den Voegeln. Dort leben die Menschen mit der Natur , in der Natur.
Dieses Dorf hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Irgendwie zeigt es mir, dass die Menschen dort auch gluecklich leben, obwohl sie keinen Luxus haben und ich frag mich, ob sie, wenn sie reicher werden, oder nicht so abgeschieden Leben wuerden, nicht genauso gluecklich oder vl sogar weniger waeren.
Aber es ist natuerlich nicht alles gut dort. Ich glaube die Arbeit und das Leben ist sehr anstrengend und oft schwierig, weil Wasser knapp wird oder auch Essen. Ein weiteres Problem dort ist auch der Alkohol, den sie selbst herstellen. Wir erfuhren auch, dass sie teilweise schon sehr bald ihre Kinder verheiraten. Die Fathers versuchen sie zwar darueber aufzuklaeren, aber es ist sehr schwierig. Ein Father erzaehlte uns, dass vorkurzem ein 15 jaehriges Maedchen aus dem Dorf bei der Geburt ihres Kindes starb. Ihre Ehemann ist gerade erst 18 Jahre alt. Die Menschen von dort sind einfach nicht bereit, die Chance zu nuetzen und einen Doktor zu rufen, oder auch ins Krankenhaus zu gehen. Sie sind damit ueberfordert und wollen es nicht, weil es fuer sie fremd ist.
Wir haben in dem Dorf eine sehr nette Zeit verbracht, doch leider viel zu kurz, weil wir in ein anderes Projekt aufbrechen mussten. Aja uns wurde berichtet, dass die Strasse weiter noch ein Projekt ist. Echt verwunderlich, ich dachte wirklich hier kanns dann nichts mehr geben, aber anscheinend schon.
Wir fuhren also wieder einen engen Weg weiter zu einem weiteren Dorf. Dieses war etwas groesser und schon wieder naeher an einem groesseren Dorf, also etwas moderene, dass heisst es hat zum Beispiel einen Volleyballplatz gegeben und einen Brunnen zum Wasser holen. Rund um dieses Dorf waren riessengrosse gruene Flaechen. Wir sahen viele Kinder auf den Flaechen spielen. Sie haben wirklich Natuer pur zum Spielen.
Nachdem wir dort kurz waren fuhren wir den Berg wieder hinunter in das andere Projekt, an dem wir schon vorbeigefahren waren. Der Weg bergabwerts war sehr anstrengend, weil die Luft kalt war, wir viele viele Kurven fuhren und ausserdem viele Hoehenmeter hinter uns liessen. Am Weg sahen wir auch hier immer wieder Hirten mit ihren Herden. Es gibt auch immer wieder Kinder, die mit Tieren unterwegs sind. Einmal haben wir ein paar Kinder, die im Alter von ca. 2-6 sind, Wasser holen vom Brunnen gesehen. So bald an muessen sie schon zuhause mithelfen.
Als wir also in dem Dorf untem am Berg angekamen wurden wir auch dort begruesst, es wurde gesungen, wir sahen uns das Projekt an und fuehrten ein paar Gespraeche. Leider war es schon sehr spaet also fanden wir wenig Zeit um das Dorf anzusehen. Aber schon alleine mit den Menschen zu sprechen, die in solchen Huetten wohnen, die man nur von Bildern kennt, ist schon eine tolle Erfahrung.
Wir fuhren dann zum Office zurueck und nach einer Pause ging es wieder ab zurueck in die Stadt. Der erste Weg zurueck fuehrte bei den vielen Huetten vorbei. Alles war dunkel, weil es kaum Beleuchtung gibt.
Irgendwann sah ich dann schon die Lichter von der Stadt entgegenleuchten. Als wir dann bei der ersten roten Ampel standen und neben mir die Beleuchtung einer Hochzeitshalle herabblitze wurde mir bewusst, dass wir jetzt wieder in einem ganz anderen Teil von Indien sind.
Ich kann nicht sagen was mir besser gefaellt, ich kann nicht sagen was besser fuer die Menschen ist, ich weiss auch nicht was das Ziel waere, wenn ich den Menschen helfen wollte. Ist es besser alle in die Stadt zu bringen, ist ihr Leben am Land besser?
Viele Fragen und Gedanken tauchen nach so einen Tag auf. Ich kann keine Antwort finden, darum vertroeste ich mich damit, dass es nicht in meiner Hand liegt dies zu entscheiden und es auch wahrscheinlich keine eindeutige Antwort gibt.

Nach diesem Tag, an dem ich noch eine ganz eine andere Art von Leben kennengelernt habe, spielt sich viel im Bezug auf Einstellungen, Prioritaeten, Luxus und auch Zukunfts-ziele und – vorstellungen.

Es ist schoen sowas kennenzulernen. Teilweise hab ich mich als Tourist gefuellt und teilweise einfach, als wuerde ich Freunde treffen, mit denen ich tanze und mich ein wenig unterhalte.
Ich hoffe ich kann nochmal ein anderes Dorf besuchen, vielleicht bleibt auch dann Zeit ein bisschen mehr den Alltag folgen zu koennen. Aber ich bin dankbar, dass ich heute dieses Leben sehen durfte.

Vielleicht bringt es deine einen oder anderen auch zum Nachdenken. Ich glaube es ist in diesem Bezug nicht wichtig, den eigenen Lebensstil zu aendern, sondern vielleicht einfach bewusster zu leben und Dinge zu sehen.

Also ich bin wirklich gluecklich und freu mich jetzt schon auf morgen. Da geht es ab nach Hyderabad in die Hauptstadt unseres Bundesstaates (hat ca. soviele Einwohner wie ganz Oesterreich). Das wird nach dem heutigen Tag sicher ein gewaltiger Umschwung, aber wir freu mich schon sehr, weil wir Besuch von zwei von unsere Organisation bekommen und ausserdem treffe ich die drei anderen Volontaerinnen, die auch von Jugend eine Welt in Indien sind.

Heute etwas nachdenkliche, aber wunderschoene Gruesse in meine Heimat und auf all die anderen Teile der Welt!

Martina


P.S.: Fotos werden leider erst spaeter folgen

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