Sonntag, 29. August 2010

Die letzten Stunden im Projekt

Es ist gerade 3 Uhr in der Nacht und eigentlich sollte ich schlafen, weil eine lange anstregende Reise auf mich zukommt. Aber es ist meine letzte Nacht in meiner gewohnte Umgebung und die will ich nicht versaeumen, ausserdem gibt es noch immer so viele Dinge die ich noch gerne erledigen will um hier gut abschliessen zu koennen.
Aber bevor ich ueber den Abschied schreibe, will ich euch noch kurz schildern, was in den letzten Wochen so los war:

Im letzten Blog hab ich euch von meiner lieben 1. Klasse berichtet, die ich abgelegt habe. Bereits am ersten Tag, als ich nicht mehr in die Klasse ging, waren die Gesichter der Kinder sehr traurig und ein Lehrer erklaerte ihnen, was der Grund ist, dass ich nicht mehr bei ihnen unterrichte. Nach der Stunde kamen sie dann alle zu mir und entschuldigten sich viele Male. Ich merkte in ihren Gesichtern, dass sie eine sehr wichtige Lektion bereits gelernt haben, aber ich wartete noch ein paar Tage ab. Dann uebernahm ich sie wieder. Ich fuehrte eine Smile- Liste ein. So bekam jedes Kind nach der Stunde in einer Liste einen lachenden oder einen traurigen Smile, natuerlich hebte es die Motivation sehr. Ausserdem haben sich auch viel verstanden und das Unterrichten war dann viel angenehmer.

In den anderen Klassen war das groesste Problem, dass viele Kinder in die Doerfer zu ihren Verwandten fahren. Sie fehlen dann oft 2-3 Wochen und versaeumen natuerlich wichtigen Unterrichtsstoff. Sonst bin ich sehr zufrieden mit meinen Klasse, da wir immer wieder verschiedenste Erfolgserlebnisse hatten. In den letzten Wochen war es teilweise wieder sehr heiss. Das macht es echt schwierig, dass sich die Kinder konzentrieren koennen. An solchen Tagen versuche ich dann durch verschiedene Spiele ihnen den Stoff zu vermittlen, sodass es ihnen leichter faellt.

Letzten Mittwoch hatten wir dann noch die abschliessenden Exams mit unseren Klassen gemacht. Die Ergebnisse waren fast alle ziemlich gut. Doch es ist immer wieder spannend zu sehen wieviel die Kinder dann wirklich wissen.

Naja und bald nach den Exams war dann auch schon der Freitag, unser letzter Schultag. Am Vormittag unterrichtet ich noch ganz normal,natuerlich ein bisschen freier als sonst. Am Nachmittag gab es dann in der Schule ein send- off Programm. Die Kinder tanzten und sangen fuer uns, wir sagten ihnen noch ein paar letzte Worte (auf Telugu  ) und sie schenkten uns Zeichnungen. Ausserdem sagten ein paar Kinder etwas ueber uns. Ueber mich sagte ein 1. Klaessler etwas. Seine letzten Worten waren „Ich bin sehr traurig, weil die Sister geht“, und dann brach er in Traenen aus. Doch am meisten weinte der Bursche aus der 1. Klasse, mit dem ich mich am meisten aergern musste doch zu dem ich vielleicht gerade dadurch eine so enge Beziehung aufgebaut habe.
Doch beim Abschiedsprogramm waren nicht nur unsere Schueler, sondern auch unsere alten Schueler. Schoen zu sehen, dass sie alle kommen um sich von uns zu verabschieden. Ein Bursche erzaehlte uns, dass er bei den letzten Pruefungen der Beste seiner Klasse war, und ein anderer ehemaliger Schueler war Zweiter. Ich bin richtig stolz, dass unsere Schueler so gut sind.

Weiters hatten wir schon am Donnerstag ein Abschiedsprogramm mit vielen Taenzen in Sabbavaram. Es war wunderschoen nochmal alle Burschen zu sehen und es war sehr schwer sich von ihen zu verabschieden, weil doch eine enge Beziehung zu vielen von ihnen entstand.

Am Samstag verabschiedeten wir uns im Meeting von den Mitarbeitern, was auch sehr ruehrend war, weil jeder etwas ueber uns sagte und vielen Mitarbeitern ins Gesicht geschrieben war, dass sie uns nicht nur als Kollegen sondern viel mehr als Freunde vermissen werden. Mir wir des genauso gehen, dass ich einige Freundschaften sehr vermissen werde.

Heute, Sonntag, war dann der schwerste Abschied, naemlich im Shelter. Da wir im selben Haus wohnen und jeden Nachmittag, und alle freien Tage und Wochenenden, Feste und Feiern gemeinsam verbracht haben, sind wir mit den Burschen ein bruederliches Verhaeltnis aufgebaut und es ist sehr schwer sie zurueck zu lassen. Es ist ungewiss ob und wann ich sie je wiedersehen werde. Doch es ist wunderschoen zu sehen, wie viel wir in diesem Jahr bewirken konnten.
Jetzt ist es einfach an der Zeit nurmehr die Fruechte unserer Arbeit zu ernten, den fuer andere ist es leider schon zu spaet.
Ein Junge sagte heute zu mir: „Sister you no Austria going, you in my heart fix.“ Ja da kommen die Traenen, aber auch ganz viel Dankbarkeit fuer die gemeinsame Zeit.
Am Abend gingen wir mit den Burschen noch gemeinsam Cricket spielen. Morgen werden wir auch noch den Nachmittag mit ihnen verbringen und am Abend gehts dann mit dem Zug nach Hyderabad und dann bald auch schon in Richtung Oesterreich.

Ich kann schwer sagen welches Gefuehl gerade ueberwiegt. Einerseits bin ich sehr traurig ueber den Abschied und ich werde viele Menschen sehr vermissen, andererseits bin ich sehr sehr dankbar fuer all die Erfahrungen, Momente, Begegnungen und ganz besonders fuer die Menschen hier, die meine Freunde und Brueder wurden.


Ich danke allen, die meinen Blog immer wieder gelesen haben, fuer euer Interesse.
Ganz besonders bedanke ich mich auch bei meiner Familie und meinen Freunden, die mich bei meinem Vorhaben unterstuetzt haben und mir immer zur Seite gestanden sind. DANKE!!!

So in wenigen Tagen bin ich wieder bei euch. Bin schon sehr gespannt was alles auf mich zukommt.


Zum letzten Mal ganz liebe Gruesse aus dem wunderschoenen, kunterbunten Indien!!

Eure Martina

Freitag, 6. August 2010

Der letzte Monat brach an

Seit dem letzten Blogeintrag war schon wieder jede Menge los. Wir hatte im Juli ganz besonderen Besuch. Es kamen naemlich die 3 Volontaerinnen, die im letzten Jahr bei uns im Projekt waren. Es war irgendwie schoen zu sehen, wieviel Bezug auch noch nach einem Jahr besteht. Ausserdem war es fuer uns sehr interessant mit ihnen zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen, aber auch ueber Veraenderungen zu sprechen. Damit das ganze noch spannender wurde, kamen dann auch noch 2 Volontaerinnen aus Vijayawada. Es war echt schoen so gemeinsam zu sein und wir fuehrten viele spannnende Gespraeche.
Auch fuer die Kinder war es spannend ploetzlich 7 Sisters ums sich zu haben. Einmal fuhren 6 von uns gemeinsam nach Sabbavaram und dort machten wir gemeinsam ein Gelaendespiel mit den Burschen. Wir brachen bereits um 6 Uhr in der Frueh auf um moeglichst bald im Projekt zu sein und viel Zeit mit ihnen verbringen zu koennen. Leider hatten wir mit dem Wetter echt ein Pech und es regnete in stroemen. Besonders waehrend dem Spiel regnete es am meisten. Aber wir machten uns nichts daraus, also rannten ich und die Kinder durch Gatsch und Schlamm im Regen von einem Haus zum anderen und wieder zurueck und wieder hin. Es war echt egal und wirklich sehr sehr lustig. Am Nachmittag wurde es dann sogar etwas sonnig und am Abend spielten wir dann noch fleissig Fussball. Es war wiedereinmal ein wunderschoener Tag in Sabbavaram und die Burschen hatten einen grossen Spass und wir sowieso.

Im Shelter leiden zur Zeit die Outdoorgames unter verschiedensten Bedingungen. Einerseits ist das Wetter ein Problem, weil es immer wieder stark regnet und wir dann einige Tage wieder nicht auf den Platz duerfen, oder auf unserem Platz Wasser steht und wir so etwas im Gatsch spielen. Ein weiteres Problem ist auch, dass der Platz auf dem wir spielen nicht uns gehoert und wir somit auch viel nicht selber steuern koennen. Da passiert es dann zum Beispiel, dass fuer einige Wochen auf dem halben Platz Erdhaufen liegen, sodass wir nicht ordentlich spielen koennen. Der Sport waere so wichtig fuer die Burschen, weil sie den ganzen Tag nur sitzen und sich im Haus befinden, aber leider ist es hier irgendwie unmoeglich einen Platz zu kaufen.
Durch den neuen Father ist im Shelter irgendwie eine ganz andere Athmosphaere, die uns sehr zugute kommt. Wir haben somit mehr Zeit und auch Freiheit mit den Burschen zu reden, oder einfach herumzualbern. Ich geniesse es so sehr mit ihnen zu sein. Es entstehen so viele nette Gespraeche oder auch nur Blickkontakte. Sie sind fuer mich einfach meine kleinen Brueder und ich hab sie echt sehr ins Herz geschlossen. Der Gedanke, dass ich in wenigen Wochen nicht mehr einfach schnell rueber gehen kann zu ihnen, macht mich sehr traurig.

In der Schule hatte ich in dieser Woche eine etwas schwierige Situation. Die 1. Klasse war schon immer sehr schwierig zu unterrichten fuer mich, weil es sprachlich einfach echt schwierig ist und die Kinder noch sehr jung sind und darum noch viel mehr Sprache notwendig waere. Aus diesen und anderen Gruenden habe ich diese Woche beschlossen die 1. Klasse abzulegen und nicht mehr zu unterrichten, da es echt nicht mehr gut war so wie es lief. Die Kinder reagierten darauf echt mit sehr vielen Schuldgefuehlen und entschuldigten sich tausende Male. Sie fragen mich auch jetzt jeden Tag, wann ich wieder zu ihnen unterrichten komme. Sie muessen leider gerade einfach die Lektion lernen, dass es Konsequenzen hat, wenn sie nicht zuhoeren koennen. Ein weiteres Problem bei der Sache ist das Verhaeltnis, das ich zu den Kindern habe. Ich bin einfach kein indischer Lehrer, der mit viel viel Autoritaet unterrichtet. Das kennen die Kinder hier leider eher nicht, also schaffen sie es nicht, dass sie mir gegenueber genausoviel Respekt bringen, wie den anderen Lehrern, weil sie ja keine Angst vor mir haben. Hier prallen zwei paedagogische Welten aufeinander. In den hoeheren Klassen ist dies kein Problme, da sie schon reifer sind, aber die liebe 1. Klasse einfach noch zu jung um soweit zu denken. Jetzt muessen sie darauf verzichten, dass sie von mir unterrichtet werden, aber lernen, dass ihr Handeln konsequenzen hat.
Sonst laeuft es in der Schule recht gut. Ich freu mich immer wieder ueber neue Schueler, die mein ganzes Konzept durcheinander schmeissen. Nein, nicht weil sie so schlimm sind, sondern weil sie einfach auf einem ganz anderem Niveau sind als die anderen Schueler. Ein gutes Beispiel liefert meine 4. Klasse, die ich in Mathematik unterrichte. Ich habe Schueler, die multiplizieren zweistellig ohne Probleme, ein paar lernen zweistellig zu mulitplizieren, andere lernen gerade das Einmaleins, naja und dann kommt eine liebe neue Schuelerin und ich entdeckte, dass sie vom Einmaleins keine Ahnung hat, irgendwie sagt ihr auch Minus nichts und mit einem Plus weiss sie auch nicht was sie anfangen soll. Schlussendlich entdecke ich dann noch, dass sie 5 spiegelverkehrt schreibt. Puh ja und dass ist ein 10 jaehriges Maedchen. Irgendwie echt traurig, aber genau solche Kinder will ja unsere Schule fangen. Wir haben sie jetzt in die 2. Klasse gesteckt und wer weiss, vielleicht lernt sie schnell und hat verstecktes Wissen, denn oft ist es nur eine Sache des Auffrischens und Wiederholens. Auch in English ist es spannend, weil manche Kinder in der 2. Klasse Englisch lesen koennen, und andere schreiben so, sodass man die Woerter nicht entziffern kann, weil sie die Buchstaben nicht richtig schreiben koennen. Aber echt eine geniale und gute Herausforderung fuer mich. Ausserdem bringt es soviele Erfolgserlebnisse mit sich.

Ein weiteres schoenes Feedback sind unsere alten Schueler, die jetzt schon in die oeffentliche Schule gehen. Wenn sie naemlich einmal einen freien Tag habe, dann kommen immer einige zu uns in die Schule und setzen sich sogar teilweise in den Klassen dazu und lernen mit. Manche sagen sogar, dass sie wieder in unsere Schule wollen, weil die ist besser als die neue. Ja echt schoen, dass sie sich bei uns so wohl gefuehlt haben, aber noch schoener, dass sie jetzt in eine oeffentliche Schule gehen.

Gestern wurde ich von der Schulleiterin in ihr Buero gerufen. Als ich dort ankam, wartete eine ehemalige Schueler (Monika) und ihre Schwester auf mich. Die Eltern der beiden Maedls sind beide an Aids (soweit ich mich richtig erinnere) gestorben. Die zwei Leben jetzt bei Tante und Onkel, die selber 3 Kinder haben. Die Familie hatte eigentlich ein Haus, aber aus finanziellen Problemen mussten sie es vermieten. Sie haben sich nicht einmal einen Raum behalten, sondern haben sich am Dach einen kleinen Verbau gebaut, indem jetzt die 5 Kinder und 3 Erwachsene Leben. Da sie finanzielle solche Probleme haben, habe ich ihnen ein bisschen Geld (das ich von Verwandten und Bekannten bekommen habe- Danke) gegeben, mit dem die Schulleiterin Schuluniform, Schultasche und Buecher gekauft hat. Gestern waren dann die beiden Maedls mit einem Brief, einer Zeichnung und einen Obst fuer mich da. Es war so schoen die beiden zu sehen, wie sie dankbar sind, dass sie in die Schule gehen koennen. Andererseits hat es mir aber auch weh getan, da das Gesicht von Monika irgendwie sehr abgemagert wirkt. Es ist erstaunlich wie finanzielle Probleme einer Familie ein Kind runterziehen koennen.
Meine Bewunderung fuer dieses Kind ist enorm. Monikar war immer die, die jeden Tag die Hausuebung brachte, und dass wunderschoen, sie kam taeglich in die Schule, war in meiner Englisch Klasse eine echt gute Schuelerin. Und jetzt wo ich ihren Background weiss, wundere ich mich echt, wie sie das schafft, doch es macht mich zuversichtlich, dass sie einmal eine besser Zukunft haben kann.

Ich habe den Blog noch nie verwendet um Spenden aufzutreiben, aber einmal moechte ich es erwaehnen.
Ich habe in diesen Jahr sehr viele Menschen mit guten Plaenen und viel Motivation kennengelernt und auch viele Ideen gehoert und auch selber viele Traeume und Vorstellungen gebildet. Doch es ist leider Tatsache, dass wirklich viel aus finanziellen Gruenden scheitert. Geld fehlt an jeder Ecke. Zum Beispiel in Sabbavaram (unserem Palmenprojekt) werden gerade zwei Gebaeude gebaut. Eines davon kann spaeter einmal das Zuhause fuer 150 oder sogar 200 Burschen werden. Die Bauarbeiten gehen sehr langsam vorran. Unteranderem sind die fianziellen Probleme ein grosser Mitgrund dafuer.
Wenn jemand etwas geben will, oder ein Projekt hat, bei dem Spenden zusammenkommen, oder andere kreative Ideen hat, wie mein Projekt an Spenden komen kann, wuerde ich mich sehr freuen. Mein Grundsatz ist immer irgendwie „Geld macht nicht gluecklich“. Leider ist es aber so, dass in vielen Situationen Geld notwendig ist um eine gute Basis zu schaffen.

Jeder kleiner Beitrag ist extrem wichtig, denn nur so kann grosses entstehen!!



Meine Zeit hier geht schoen langsam dem Ende zu. Es sind mittlerweile weniger als 4 Wochen. Innerlich gehts in mir rund, wenn ich daran denke.
Irgendwie ist ein Jahr garnicht so lange. Ich kann jetzt etwas Telugu, ich bin in Indien eingewoehnt, ich kenne das Projekt, die Menschen um mich, die Menschen kennen mich .... und ich kenn auch mich selbst besser. Also es waere gerade echt vieles ideal um noch viel zu bewirken und ich wuerde auch noch gerne. Aber es war ein Jahr geplant und wahrscheinlich ist es auch gut so. Ich bereite mich schoen langsam vor auf das Verabschieden und abschliessen. Das Land, die Menschen um mich, der Lebensalltag, aber ganz besonders die Kinder, sind mir so sehr ans Herz gewachsen. Es wird schwierig das alles hier hinter mir zu lassen. Deshalb hab ich auch irgendwie in meinem Kopf nicht sehr viel Platz mich auf Oesterreich wieder vorzubereiten. Aber natuerlich gibt es auch schon wieder einige Sachen auf die ich mich in Oesterreich wieder freue.

Aber derzeit konzentriere ich mich noch voll auf meine Arbeit. Nebenbei habe ich gestern schon begonnen meinen Koffer zu packen, damit ich am Schluss keinen Stress bekommen.

Also zusammenfassend... mir geht es sehr gut und ich geniesse noch meine letzte Zeit hier in Indien.


Hoffentlich geniesst ihr alle den Sommer. Freu mich schon auf ein Wiedersehen!!!!


Ganz liebe Gruesse aus dem wunderschoenen Indien


Martina



Fuer die Spenden

Empfänger: Jugend eine Welt - Don Bosco Aktion Österreich
Kontonummer: 92.083.767
Bankleitzahl: 60000
Verwendungszweck: Indien, Visakhapatnam, Baumgartner

Mittwoch, 7. Juli 2010

Alltag und Ausfluege

Schon seit ein paar Tagen nehme ich mir vor wieder einen Blogeintrag zu schreiben, naja und dann ist heute genau das richtige Wetter dazu… es regnet in stroemen…… Es hat mittlerweile schon irgendwie die Regenzeit angefangen, oder zumindestens ein Vorbote davon. Also hat es schon die ganze Woche geregnet, doch heute schuettet es echt richtig, schon die ganze Zeit, also sind die Strasse voller Wasser und es ist schwierig in die Schule zu kommen, ausserdem wuerden bei dem Wetter sowieso kaum Kinder kommen, also ist heute bei uns in der Schule kein Unterricht.
Auch am Montag war schon wenig los in der Schule, denn an diesem Tag streikte ganz Indien wegen der hohen Oelpreise. Die oeffentlichen Schulen, wie auch Geschaefter und vieles mehr blieb geschlossen. Ausserdem fuhren keine Busse und nur sehr wenige Outos. In der Frueh schafften wir es ein Outo zu bekommen.... wir wurden zwar waehrend der Fahrt ca. 4 mal von Menschen mit Stoecken aufgehalten, aber wir hatten irgendeinen wichtigen Menschen in Uniform in unserem Outo sitzen, also liessen sie uns immer vorbei. Zu Mittag war dann wirklich alles lahmgelegt. Zum Glueck war gerade ein Mitarbeiter bei der Schule, der mich und Bettina dann mit dem Moped im stroemenden Regen nach Hause brachte. Ich hab sowas noch nie gesehen, die ganze Strasse war leer. Keine Outos, keine Menschen, keine Busse.

Letzte Woche waren Bettina, Eli und ich drei Tage in Vijayawada die anderen Volos besuchen und uns das Projekt dort ansehen. Es ist ein echt grosses und gut organisiertes Projekt, wirklich schoen. Man merkt einfach den Unterschied zu unserem, da es schon seit 25 Jahren besteht, unser Projekt ist noch nicht einmal 5 Jahre alt. Nach den schoenen drei Tagen in Vijayawada fuhren wir mit dem Zug nach Hyderabad . Dort besuchten wir andere Volos, sahen uns ein paar Sehenswuerdigkeiten an, besuchten unseren ehemaligen Father und dann brachten wir die Eli leider zum Flughafen, da ihr dreiwoechiger Besuch vorbei war und sie wieder zurueck in die Schweiz flog. Am Samstag fuhren dann Bettina und ich wieder 14 Stunden mit dem Zug zurueck. Wir nahmen uns diesmal einen Schlafplatz, da ist es echt wesentlich gemuetlicher und die Zeit vergeht echt schnell. Es war ein schoener Ausflug, aber es ist immer wieder schoen wieder zuhause anzukommen.

Naja wenn ich nicht gerade reise und uns auch der Regen keinen Strich durch die Rechnung macht, dann unterrichte ich in der Schule. Klingt jetzt so als waere es selten, aber keine Sorge ich bin schon oft genug dort.
Die 2. Und 3. Klasse unterrichte ich wieder in Englisch. Obwohl es viele Schueler sind, funktioniert das Unterrichten eigentlich sehr gut, doch wir muessen uns noch etwas Zusammenleben und ich muss die Kinder noch besser kennenlernen. Das ist leider aber oft sehr schwierig, weil nur wenige Kinder wirklich jeden Tag kommen, es gibt viele die halt manchmal wieder kommen und dann wieder laenger nicht.
Die liebe 1. Klasse unterrichte ich auch in Englisch und sie stehlen mir echt viele Nerven. Schon alleine wenn ich in die Klasse komme, bis sie mal leise sind und alle auf ihrem Platz sitzen. Natuerlich kommen auch viele oft nicht, also manchmal hab ich 5 Schueler, dann wiedermal mehr als 15, verrueckt. Das naechste grosse Problem taucht dann auf, wenn ich will, dass sie etwas Abschreiben. Ich laufe dann ca. 10 Minuten herum bis jeder ein Heft oder eine kleine Tafel hat und einen dazupassenden Stift und bis dann wirklich alle irgendwie abschreiben ist meine Geduld und auch die Zeit schon wieder vorbei. Aber ein bisschen kann ich ihnen schon beibringen und wenn es nur ist, dass sie mal endlich ruhig sitzen und einfach was abschreiben. Meistens bereite ich jetzt Arbeitsblaetter vor, denn dabei sind sie alle leise und arbeiten fleissig und machen das Arbeitsblatt sogar, weil es ihnen so Spass macht, 2 oder 3 oder sogar 4 mal. Das Schoene ist, sobald die Stunde vorbei ist, egal was in der Stunde war, die Kinder lachen und laufen herum und umarmen mich, reden mit mir, laecheln mich an und ich kann ihnen einfach nicht mehr boese sein.

Naja und meine liebe 4. Klasse. Sie besteht aus 2-3 Burschen und 5 Maedls. Die Burschen multiplizieren und dividieren wie die Weltmeister und ich bin schon am ueberlegen was ich mit ihnen noch machen kann. Und die Maedls (so um die 12- 14 Jahre) muehen sich gerade mit Subtraktionen ab. Vor etwa 3 Wochen habe ich einigen von ihnen erklaert, wie Minus rechnen ueberhaupt funktioniert. Mittlerweile schaffen wir es schon mit 10er Unterschreitung und mit der Hilfe von Fingern zu rechnen (uebringens irgendwie witzig, wenn beim Rechnen die Finger ausgehen, weil die Zahl groesser ist als 10, dann werden einfach die Zehen zum Weiterrechnen verwendet). Die Maedls haben wahrscheinlich in den letzten Jahren zuhause im Haushalt geholfen und befuerchte auch, dass ihre Zukunft dementsprechend wird, dass heisst, sie werden wahrscheinlich bald verheiratet und sind dann Mutter und Hausfrau. Aber ich bin derzeit echt froh, dass sie alle regelmaessig in die Schule kommen und echt motiviert zum Lernen sind. Ausserdem merkt man ihr Alter schon an ihrer Reife, also schlagen sie sich nicht staendig und nehmen sich keine Stifte gegenseitig weg und sie haben sogar Stift und Heft mit (ok ein Heft, in das alle Faecher kreuz und quer geschrieben werden, aber egal), also tut das Unterrichten bei ihnen immer gut nachdem ich mich zuvor mit der 1. Klasse amuesiert habe.

Was war sonst noch so los... am 25.6. fuhren wir gemeinsam mit unserem Father einen Tag in ein Tribalsgebiet. Bald in der Frueh brachen wir auf uns fuhren mit dem Jeep raus aus der Stadt, dorthin wo die vielen Doerfer sind und dann einen Berg hoch durch scheinbar unberuehrte Natur. Als wir oben ankamen war dort ein richtig grosses Dorf mit vielen Geschaeften, Schulen und natuerlich Menschen. Zuerst sahen wir uns beruehmte Hoehlen an die es dort gibt. Dann wollten wir uns ein Tribalmuseum anschauen, doch es war leider geschlossen. Also fuhren wir den Berg wieder ein Stueck hinunter und fuhren dort ein ein Dorf. Dort haben Schwestern ein Haus in dem sie Kinder von Tribalfamilien unterrichten und ihnen Unterkunft usw. geben. Diese Kinder leben dann dort ein Jahr und anschliessend kommen sie in andere Projekte, die Burschen kommen dann alle zu uns. Also haben wir das Haus gesehen, in dem die meisten unsere Jungs schon ein Jahr verbracht haben. Die Sisters kennen die Familien von unseren Burschen, darum war es sehr interessant mit ihnen zu sprechen und mehr ueber den familaeren Hintergrund zu erfahren. Manche kommen zum Beispiel aus Doerfern zu denen man oft 2, 3 oder sogar 4 Stunden zu Fuss gehen muss. Zu dem Haus von einem muss man sogar etwa 8 Stunden gehen, echt unvorstellbar fuer uns. In vielen dieser Doerfter, also viele Eltern, haben ein Alkoholproblem, da sie sich selbst Alkohol herstellen und davon dann abhaengig werden. Das Leben in dieser unberuehrten Natur scheint zwar sehr schoen und unkompliziert, aber ich glaube es ist sehr hart und sehr schwierig. Einige unserer Burschen verbrachten schon viele Jahre in verschiedenen Heimen, da von zuhause aus Schulbildung oft absolut nicht moeglich ist.

Leider ist vielen von ihnen aber nicht bewusst wie wichtig Bildung fuer sie ist, also sind schon wieder einige davon gelaufen. Ein paar groesser Jungs haben uns aber zuvor darueber informiert und bei manchen weiss ich, dass sie auch von zuhause aus in die Schule gehen koennen. Natuerlich wird die Schule dort nicht so gut sein und es ist auch fraglich, ob sie ueberhaupt gehen werden, aber ich muss einfach vertrauen, dass sie ihren Weg gehen werden. Der verheiratete Junge ist leider auch nachhause gegangen. Ich hab dann erfahren, dass er nicht weit weg von einem grossen Dorf lebt und es so fuer ihn kein Problem ist in die Schule zu gehen und er hat auch versprochen, dass er gehen wird. Naja und wahrscheinlich ist es fuer ihn wirklich das Beste bei seiner Frau zu leben. Trotz aller Hoffnung hab ich wie befuerchtet dann vor kurzem erfahren, dass er nicht in die Schule geht, sondern zuhause arbeitet und wahrscheinlich Tiere huetet oder aehnliches. Ja es macht mich traurig, aber es ist Teil des Lebens hier.

Ein weiteres Problem, das bei den Tribals herrscht, von dem wir aber erst in letzter Zeit einiges gehoert haben, sind die Maoisten (Freiheitskaempfer). Sie leben hier ueberall im Dschungel, also in den Doerfern unserer Triablburschen auch. Es hat sogar einmal geheissen, dass es fuer uns zu gefaehrlich ist die Doerfer zu besuchen. Ich hab zuvor echt nicht gewusst, dass die Maoisten so nahe sind und so aktiv. Zur Zeit ist in der Zeitung jeden Tag auf der ersten Seite ein Artikel ueber eine Aktion der Maoisten oder der Polizei gegen sie. Was mir zeigt wie gefaehrlich sie wirklich sind zeigt mir die Tatsache, dass die Polizei sie einfach kaltbluetig erschiesst, sobald sie einen antreffen. Das klingt jetzt furchterregend und es ist auch so, aber keine Sorge sie werden nie in die Stadt kommen. Ausserdem ist es ein Thema das nur fuer mich gerade auftaucht, weil ich darueber informiert wurde, aber die Maoisten leben schon seit 40 Jahren hier in den Waeldern und sind immer irgendwie aktiv.

Meine Zeit hier geht schon eher etwas dem Ende zu, zwei Monate koennen echt wie im Flug vergehen. Ab Anfang September werde ich wieder im Lande sein.
Ich versuche die letzte Zeit noch zu geniessen und bin schon gespannt wie es dann in Oesterreich wieder ist. Ehrlich gesagt muss ich aber schon sagen, dass ich etwas Angst habe vor dem Abschied, da mir viele Menschen hier sehr ans Herz gewachsen sind und ich nicht weiss, wann ich sie wieder sehen werde. Ausserdem die Umstellung wieder auf Oesterreich wird gewiss auch nicht so einfach, aber egal... ich denke jetzt noch nicht zuviel darueber nach, sondern bin noch Ganz hier.

Sodalala soviel von den Neuigkeiten von mir. Ich werde mir jetzt einen ultimativen Plan ueberlegen, wie ich die Kinder der 1. Klasse in den Griff bekomme (unter anderem auch, damit ich meinen Lehrerkollegen zeigen kann, dass es auch andere Wege gibt als einen Stecken um die Kinder zu beruhigen. Leider sind sie derzeit dem Stecken besser dran als ich. Sie schlagen prinzipiell eh eher nicht zu, aber die Kinder wissen, dass die Moeglichkeit besteht, dass sie geschlagen werden, also sind sie ruhig. Aber ich werde es jetzt hoffentlich mit paedagogischen Mitteln schaffen, ohne ihnen Angst einfloessen zu muessen).

Ich wuensche allen wunderschoene und erholsame Ferien.
Liebe Gruesse
Martina

Hab auch zwei Videos hochgeladen. Beim Abschlussfest fuer unsere alten Schueler haben sie ueber alle Lehrer etwas gesagt. Einige haben auch ueber mich gesprochen. Zwei Videos davon hab ich raufgeladen... die beiden Maedls haben es in ihrem bestem Englisch dargeboten. Ich bin echt stolz auf sie:

http://www.youtube.com/watch?v=hm7tXGJHeKc

http://www.youtube.com/watch?v=_QeYC0X9W9o


Und noch etwas lustiges hab ich als Anhang: Vor kurzem hat uns ein Outo Fahrer voller stolz erzaehlt, dass seine Kinder mal im Ausland studieren werden, er weiss sogar schon den Ort wohin er sie schicken will, naemlich nach London, das befindet sich in der USA und diese Abkuerzung steht fuer United Nations of Africa also Mitten in UK hat er erklaert. Na dann alles klar wo dieser Ort ist. (Ok zu seiner Verteidigung muss man sagen, in einem Telugumovie kommt vor, dass eine indische Familie besucht bekommt aus der USA und die Stadt aus der der Besuch kommt ist London, also naja die Geografie laesst gruessen)!!

Freitag, 11. Juni 2010

Erfolgserlebnisse

Heute hatte ich einen echt efolgreichen Tag, darum hab ich beschlossen ich werde euch davon berichten.
In der Schule war heute ein irgendwie wehmuetiger Tag, aber andererseits ein sehr gut. Die 9 Monate, seit ich schon hier in Indien bin, habe ich die Kinder in der Schule unterrichtet. Da unserer Schule nur zur Vorbereitung auf die oeffentliche Schule ist, bleiben die Kinder nur fuer ein Jahr hier. Am Montag beginnt das neue Schuljahr, also heisst es Abschied nehmen von den Kindern.

Einerseits mit einem weinendem Auge, weil ich sie in dieser Zeit sooo lieb gewonnen habe. Jeden Tag, egal wie muede oder unmotiviert ich war, sobald ich die Schule betrat, freute ich mich riessig und war einfach nur froh dort zu sein und die lachenden Augen der Kinder zu sehen. (Echt keine Ahnung, wie sich die Kinder ueber uns seit 9 Monanten jeden Tag wahnsinnig ueber uns freuen koennen). Ausserdem habe ich mit den Kindern natuerlich jetzt schon viel Routine entwickelt. Sie wissen was ich von ihnen verlange, oder was ich ihnen sagen will (obwohl sie vielleicht nicht verbal verstehen was ich gerade vermitteln will). Ich kenne ihre Macken, und sie halt meine.

Aber auf der anderen Seite ist das lachende Auge, und das ueberwiegt echt. Es ist ein wunderschoenes Gefuehl zu sehen, dass unsere Schuetzlinge jetzt in die oeffentliche Schule gehen koennen und so einen grossen Schritt in eine bessere Zukunft machen. Durch den Vergleich mit den neuen Kindern kann ich einfach ganz klar entdecken, was sich alles veraendert hat. Aber nicht nur das.
Wenn ich zum Beispiel an die 2. Und 3. Klasse denke... Am Anfang des Schuljahres hab ich auf das Wort „book“ gezeigt und sie haben „schoolbag“ gesagt (bzw. geraten). Und heute... sitzt die liebe Devi aus der 2. Klasse neben mir und sieht einen Zettel und liest darauf „ What is your name?“. Sie kann einen ganzen englischen Satz lesen. Oder meine 6. Klasse, die ich erst seit etwa 6 Wochen unterrichte, kann jetzt Frage und Verneinung bilden und die Past tense bilden. Oder meine 1. Klasse, die am Anfang nicht einmal Englisch abschreiben koennen hat und jetzt koennen sie alle ihren Namen auf Englisch schreiben.
Es ist ein echt gutes Gefuehl die Kinder gehen zu lassen, da ich so ueberzeugt bin, dass sie gut vobereitet bin und ich vollstes Vertrauen in sie habe, dass sie ihren Weg gehen werden.



Im Shelter ist gerade nicht so eine gute Stimmung. Da eben am Montag wieder die Schule beginnt, muessen die Burschen von ihren Familien zurueckkehren ins Shelter. Damit muessen sie wieder ihr Leben bei ihrer Familie, in vollster Natur und mit viel mehr Freiheiten aufgeben. Doch fuer die meisten ist es anders nicht moeglich die Schule zu besuchen, darum ist es fuer sie sehr wichtig, dass sie bei uns im Shelter sind. Leider kommen immer wieder Kinder nicht damit zurecht und laufen davon. Letzte Woche sind 3 kleine Burschen davongelaufen, weil sie so Heimweh hatten. Einer davon hat mich heute angerufen und gemeint, dass er wieder kommt. Heute in der Frueh ist auch einer nach Hause gelaufen. Im ging es leider seit er zurueck gekommen ist garnicht gut und er schaffte es nicht mit der Situation sich abzufinden. Wir versuchten mit ihm zu sprechen, aber er liess nichts zu. Doch dieser Junge ist ein sehr cleverer Bursche, also bin ich ueberzeugt, dass er seinen Weg finden wird. In Sabbavaram sind gestern in der Frueh gleich 4 kleine Burschen davongelaufen, am Nachmittag wurden sie dann im Wald gefunden, wo sie sich versteckten, denn von dort aus wollten sie nach Hause laufen.

Das alles klingt jetzt wahrscheinlich sehr erschreckend, doch es ist oft eine sehr unueberlegte Reaktion, die aus der Schwierigkeit sich wieder anzupassen entsteht und schlussendlich bin ich zuversichtlich, dass fast alle am Montag in der Schule beginnen werden. Leider ist das davonlaufen aber immer Teil von so einem Projekt. Es war am Anfang sehr schwierig fuer mich, doch mittlerweile weiss ich damit umzugehen.
Ein weiteres Beispiel, wie anders das Leben der Tribals (Menschen die auf Bergen in Doerfern wohnen) ist, hat sich auch bei uns ereignet. Ein 16 jaehriger Bursche aus dem Shelter kam nach den Ferien von seinem Dorf zurueck und erzaehlte uns dann, dass er vor eine Woche geheiratet hat. Ja klingt verrueckt, ist es auch. Aber die Eltern verheiraten die Kinder sobald, damit sie sich ja nicht verlieben oder mit jemanden anderen irgendeinen Kontakt haben. Dass die Hochzeit nicht das Beste fuer die beiden in dem Alter ist, trau ich mir zu behaupten, dass es aber Teil des Lebens der Tribals ist, ist Tatsache. Ich bin einfach uebergluecklich, dass der Junge zurueck ins Shelter kam und jetzt trotzdem seine Schule fertig machen wird. Ausserdem ist es schoen zu sehen, dass er nicht bedrueckt ueber die Heirat ist, sondern er wirkt sehr positiv.

Heute im Shelter hatte ich ein klitze kleines Erlebnis, das mich aber irrsinnig gepraegt hat. Zur Zeit machen wir im Shelter viele viele Freundschaftsbaender aus wolle, weil es den Burschen so sehr Spass macht. Unser juengster Bursche, Karthik (5 Jahre), hat erst in letzter Zeit ein Freundschaftsband zu machen. Vor etwa zwei Wochen kam er zu mir „Sister Paamu (Schlange)“. Er wollte also, dass ich im eine bestimmte Freundschaftsbandtechnik lerne. Diese hab ich aber gerade erst selbst gelernt und sie ist echt schwierig. Anfangs erklaerte ich Karthik, dass es zu schwierig ist fuer ihn, weil ich echt nicht wusste, wie er es schaffen sollte. Er kam jedoch jede Zeichenstunde zu mir „Sister Paamu“. Ich begann dann im zu zeigen und zu erklaeren wie es funktioniert, aber seine Geduld war echt zu wenig und bereits nach 5 Minuten nahm er die Wolle und warf sie weg und schrie „Sister, no“. Zu meiner Ueberraschung kam er jedoch zwei Tage spaeter wieder und fragte wieder nach der Schlange. Ich erklaerte wieder und seine Geduld riess wieder bald ab. Dann war eine Weile Pause. Doch vor ein paar Tagen kam er wieder „Sister paamu“. Ich setzte mich wieder hin, erklaerte ihm Schritt fuer Schritt, wie er es machen soll. Seine Geduld wurde sehr knapp und ich schaffte es aber doch irgendwie, dass wir ein Stueck machten. Doch er war so unzufrieden mit dem Ergebnis, dass er wuetend davon lief und echt sauer auf mich war und mich eine Weile nicht ansah. Heute kam er dann wieder zu mir und ich war noch mehr ueberrascht, dass er es nochmal versuchen wollte. Ich beschloss heute ganz fuer ihn da zu sein und das mit ihm zu schaffen. Ich hielt das Freundschaftsband und zeigte ich immer jeden Faden, den er als naechstes nehmen muss. Die ganze Zeit konzentrierte ich mich nur auf ihn, den sonst wusste ich, ist seine Geduld schon wieder vorbei, wenn ich zum Beispiel nur mit jemand anderem spreche und er warten muss. Nach einer Weile entstand wirklich endlich die lang ersehnte Paamu (Schlange) und ich war so begeistert von dem Ergebnis, dass ich zu singen begann. Da er meine Freude sah, war seine natuerlich dann noch viel groesser. Wir haben es endlich geschafft, dass der Karthik eine Paamu gemacht hat. Am Abend machten wir ausnahmsweise nochmal Freundschaftsbaender und natuerlich kam der Karthik wieder „Sister Paamu“. Ich setzte mich wieder zu ihm hin und sagte ihm wieder Schritt fuer Schritt an. Ploetzlich entdeckte ich, als ich kurz mit jemand anderem sprach, dass er von selbst den naechsten Schritt gemacht hat. Ich sagte nichts und reagierte nur, wenn er mich fragte, da er Bestaetigung brauchte, ob der naechste Schritt stimmt. Irgendwann konnte ich neben bei ein eigenes Freundschaftsband knuepfen und Karthik machte seines.
Er kann jetzt alleine eine Paamu machen.
Ich weiss ich hab diese Geschichte jetzt echt ausfuehrlich erzaehlt, aber ich freu mich einfach so darueber. Karthik hat mir eindeutig gezeigt, dass ich mit Geduld ganz viel schaffen kann. Fuer Kinder ist es oft schwierig geduldig zu sein (kenn ich ja selbst auch), doch wenn ich ruhig und geduldig bin, dann uebertrage ich es auf das Kind und es ist viel mehr machbar. Doch das Schoenste, dass Karthik mir zeigte war wie das Sprichwort sagt :“ Wo ein Wille, da auch ein Weg“. Und das ist eindeutig so. Alles kann man erreichen, wenn man den festen Willen hat und an sich selbst glaubt.


Soweit so gut die neuesten Erlebnisse, die mir immer wieder Kraft und Motivation geben und mir Lust auf viel mehr machen.

Noch kurz andere Neuigkeiten:
Es ist schon etwas kuehler, also ich bin nurmehr ein bisschen nass, wenn ich von der Schule nach Hause kommen und nicht mehr komplett durchnaesst.
Mein Hitzeausschlag ist noch nicht recht weniger geworden, aber mit 3 mal taeglich duschen, Babyseife und Hitzepowder halte ich ihn ganz gut im Griff.
Gegenueber von uns wird ein Haus schon seit laengerem umgebaut - es ist wunderschoen und heute entdecke ich, dass sie es in meiner Lieblingsfarbe- orange- angemalt haben. Kraeftige Farbe aber einfach passend in das Stadtbild, echt schoen.
Vor unserem Haus wird die Strasse etwas aufgerissen und neu asphaltiert. Dazu wurden kleine Steine angeliefert, die bei der Einfahrt zu unserer Strasse ausgeleert worden sind. Naja jetzt kann man halt nicht mehr rein fahren in die Strasse, weil dort ein grosser Steinehaufen ist. Und vor etwa einer halben Stunde (ca. 10 Uhr am Abend) kam ploetzlich ein extrem Laerm.... die Bettina teilte mir dann mit es ist gerade die Mischmaschine gekommen, naja warum nicht wer will schon schlafen. That’s a little bit of the crazy India.


Also mir gehts gut, ich geniesse die Zeit.... sind ja nurmehr zweieinhalb Monate.

Wuensche euch allen einen wunderschoenen Sommer (freue mich, dass die Sonnenstrahlen endlich bei euch angekommen sind) und alle noch viel Kraft und Energie fuer die letzten Schulwochen.

Ganz liebe Gruesse

Martina

Freitag, 21. Mai 2010

Viel Ueberraschungen, Veraenderung und Abwechslung

Die letzten Wochen waren echt wieder sehr spannend und abwechslungsreich.
Angefangen hat es Ende April mit ziemlichen Verdauungsproblemen von mir. Da ich innerhalb von zwei Tagen wirklich viel Wasser verloren habe und ich aber gwusst habe, dass ich echt richtig schwach werde, wenn ich noch laenger warte, bin ich ins Krankenhaus gefahren (in Indien gibt es sowas wie einen praktischen Arzt eher nicht, da fahrt man einfach ins Krankenhaus). Ich hab mir gedacht ich werde Medikamente verschrieben bekommen, aber sie haben dann gesagt, ich soll ueber Nacht bleiben. Naja ich hab dann mein Zimmer bezogen und die Bettina und di Schulleiterin sind nach Hause gefahren um Sachen fuer mich zu holen. In der Zwischenzeit wurden mir die ersten Infusionen angehaengt. Da es natuerlich aufregend ist, wenn Weisse im Krankenhaus sind kamen zum Infusion wechseln nicht eine Schwester, sonder mindestens 3 oder mehr. Zwei ganz nette Schwestern haben mir dann noch 20 Minuten zugesehen wie die Infusion in mich hineinfliesst und nebenbei alles gefragt was man fragen kann (meine Ausbildung, die von meiner ganzen Familie, meine Schwester was macht die, wie alt,...) oder sie sind einfach nur dagestanden und haben mich angestarrt, auch schoen...
Die Bettina ist dann spaeter wieder gekommen und hat dann bei mir im Krankenhaus auf einem 50 cm breiten Brett geschlafen (in Indien bleibt immer jemand im Krankenhaus um zu helfen, oder auch um Essen zu bringen, weil das bekommt man nicht im Krankenhaus). Die ganzen Sachen wie Infusionen oder aehnliches muss man alles in einem Geschaeft im Krankenhaus kaufen, oder auch zum Beispiel Verbandszeug oder so muss man auch kaufen, wenn es verwendet worden ist und somit wieder zurueckgeben. Nach dem ich eine Nacht im Krankenhaus verbracht habe und ziemlich viele Infusionen in mir gehabt habe, duerfte ich wieder nach Hause und wir sind mit einem vollgestopften Outo nach Hause gefahren. Hui war ich froh wieder in meinem Bett meine Ruhe zu haben.

Doch nicht lange, denn bereits am Tag danach brachen alle Mitarbeiter gemeinsam auf um nach Kalkutta zu fahren, da wir dort alle eine Exkursion hin machten. Ich war noch etwas schwach, doch da ich soviele Medikamten bekam (die Inder nehmen immer Tabletten sobald irgendwas ist und vielzuviel.... zb.: hat ein Kind Bauchweh, dann geht jemand zum Medical shop und kauft zwei Bauchwehtabletten... naja).
Ok also am Montag Mittag brachen wir mit allen Mitarbeitern auf zum Bahnhof. Wir hatten eine 16 Stunden Reise vor uns und haetten auch Plaetze reserviert gehabt, aber unser Zug hatte leider 7 Stunden Verspaetung, also schnappten wir uns einen anderen und fuhren ohne Reservierung. Irgendwie schafften es die maennlichen Mitarbeiter in den vollgestopften und auch noch angestuermten Wagon zu gelangen und sowas in der Art wie Sitzplaetze zu ergattern. Wir sassen dann in der zweiten Reihe, also ueber den normalen Sitzen, aber es war echt gemuetlich, zwar etwas eng aber ganz gut. Der Zug wurde immer leerer, sodass wir am Schluss sogar jeder eine Bank hatten und dort schlafen konnten. Zum Essen wurde natuerlich Reis mit Souce mitbekommen, ich bekam Reis mit Joghurt wegen meinem Bauch. Nach 6 Stunden fahrt mussten wir umsteigen und erwischten den Zug, wo wir Schlafplaetze reserviert haben. Ich schlief sofort ein und wachte erst kurz vor dem Bahnhof auf, also echt angenehme 8 Stunden Reise. In Kalkutta schliefen wir im Don Bosco Provincial house.
Das Ganze klingt jetzt so als wuerden alle Mitarbeiter gemeinsam einen Urlaub machen... war aber nicht so. Wir sahen uns ein paar wirklich geniale Strassenkinderprojekte an von dort koennen wir echt sehr viel fuer unser Projekt lernen und mitnehmen. Ganz besonders beeindruckend fuer mich war aber das Haus von der Mutter Teresa. Wir sahen ihr Zimmer wo sie wohnte, sprachen mit ein paar Schwestern ihres Ordens uns erfuhren sehr viel ueber ihr Leben. Unglaublich wie ein Ort so eine Atmosphaere haben kann. Sie ist echt eine bewundernswerte Frau- ein Vorbild!!!
Aber auch Kalkutta als Stadt war sehr beeindruckend. Hier leben wirklich sehr sehr reiche Leute und ganz viele extrem arme. Als wir am 10 Uhr am Abend mit dem Bus durch die Stadt fuhren sahen wir ueberall Leute auf der Strasse schlafen. Viele einfach vor ihrem Geschaeft, aber auch ganze Familien oder einfach nur eine Gruppe von Jugenlichenburschen. Sehr schockierend so eine riessen Stadt, aber extrem spannend zu sehen und zu beobachten.
Bereits nach 3 Tagen Aufenthalt fuhren wir wieder mit dem Zug nach Hause. Bei der Rueckfahrt schlief ich von 14 Stunden 10 Stunden durch, also war es echt angenehm und sehr problemslos.
Es war wieder ein gutes Gefuehl zuhause zu sein. Ausserdem warteten nun nicht 26 Burschen auf uns sondern 37 ,da wieder neue Burschen in unser Projekt kamen, die irgendwo am Berg wohnen und von dort aus aus oertlichen oder auch finanzielles Gruenden nicht die Schule besuchen koennen, oder die Schule geschmiessen haben. Ist natuerlich jetzt wieder ganz anders im Shelter, da die Burschen einige Sachen noch lernen muessen, aber sie sind sehr offen und zugaenglich und es macht grossen Spass sie naeher kennenzulernen.

Mitte letzter Woche hatten wir dann ein ganz wichtiges Meeting zudem unser Father wirklich alle Mitarbeiter einlud. Wir erfuhren dann, was wir von Geruechten schon zuvor geahnt haben, dass unser Father das Projekt verlassen wird und ein anderer kommt. So wie er halt ist teilte er es uns am Mittwoch mit und bereits am Sonntag verliess er uns um am Samstag war das grosse Abschiedsprogramm fuer ihn und auch das Willkommensprogramm fuer den neuen Father. Also hiess es fuer uns Donnerstag, Freitag, Samstag Vollgas geben, weil Abschiedsgeschenk, Programm usw. vorbereitet werden musste. Schlussendlich schafften wir alles rechtzeitig und das Programm war echt wunderschoen und er freute sich irrsinnig. Am Sonntag am Abend verabschiedeten wir ihn noch gemeinsam beim Bus.
Es war eindeutig ein weinendes und ein lachendes Auge dabei, aber es ist glaube ich schlussendlich gut so. Der neue Father war schon vor 3 Jahren mal in diesem Projekt also kennt er es sehr gut und weiss auch ueber das meiste bescheid. Er ist schon sehr viel in der Welt herumgereist und hat dadurch zu vielen Dingen eine weitere Sicht, was uns sehr zugute kommt. Also ich bin sehr zuversichtlich, aber schon auch gespannt wie es wird.
Letzten Montag durften dann unsere „alten“ Burschen endlich fuer 2 Wochen zu ihren Familien nach Hause fahren. Hier ein Beispiel, wie locker der neue Father ist: Er fragte jeden Burschen einfach, ob er seine Busnummer weiss und schon durften sie gehen. Nun sind also im Shelter nur die neuen Burschen und wir haben ganz viel Zeit sie kennenzulernen, was irgendwie echt gut und passend ist.

In der Schule gibt es natuerlich auch schon wieder Veraenderungen. Mitte Mai sind bereits die neuen Kinder fuer das kommende Schuljahr gekommen, die alten Kinder bleiben aber ab jetzt noch ca. 2 Wochen trotzdem in der Schule. Anfangs haben wir sie gemeinsam unterrichtet, aber seit dieser Woche bekommen die neuen extra Unterricht. Das heisst fuer mich wieder eine kleine Stundenplanaenderung: 2. Und 3 Klasse English bleibt, 1. Klasse Englisch, dann unterrichte ich die neuen Kinder Englisch oder Mathe, und dann ab jetzt jeden Tag 6. Klasse Englisch. Also bin ich jetzt wieder jeden Tag 4 Einheiten in der Schule, also den ganzen Vormittag. Ist etwas anstrengend bei der Hitze, aber es geht. In der Schule haben wir leider jetzt immer Stromausfall, darum funktionieren die Vendilatoeren nicht, also sind wir immer Schweissgebadet. Aber mit genug trinken und genug Motivation geht das schon ganz gut.
Ich schaetze wir hatten jetzt immer so etwa 36- 38 Grad. Durch die Lage unserer Stadt fuehlt es sich aber laut Wetterbericht meist wie 40- 42 Grad an. Also zusammenfassend: Es ist nicht kalt.
Diese Woche regnet es aber bereits schon den 3 Tagen, da ein Wirbelsturm in der Naehe ist. Gestern (Donnerstag) hatten wir auch wegen der Wirbelsturmwahrnung keine Schule, da unsere Schule nur etwa 200m vom Meer entfernt liegt. Auch letzte Woche hatten wir mal frei wegen einer Tsunamiwahrnung. Am Mittwoch, als es so stark zu regnen begann hatten wir trotzdem unterricht, aber wir mussten leider entdecken, dass das Dach unserer Schule nicht dicht. Ausserdem bestehen unsere Fenster nur aus Gitterstaeben und da es so stark regnete mussten wir also die Fensterlaeden schliessen. Da sowieso kein Strom ist, und schon garnicht bei dem Wetter, hatten wir natuerlich auch kein Licht. Da wird dann das Unterrichten sehr spannend, aber es laesst sich immer ein Alternativprogramm finden.
Gestern am Abend hatten wir auch wiedermal Stromausfall und unser Notstrom funktioniert auch nicht, also hab ich mich einfach mit einer Kerze hingesetzt und Tagebuch geschrieben, ist eigentlich echt eine schoene Atmosphaere 

In der Schule haben wir Dank Spendengeldern aus Oesterreich neue Tafeln bekommen. Auf diesen kann man jetzt gerade und an allen Stellen schreiben und die Schueler koennen sogar lesen was ich schreibe. Also es macht echt jeden Tag Freude darauf zu schreiben.

Also wie anfangs erwaehnt es tut sich echt viel bei uns, aber dass ist was ich an Indien so liebe, die vielen Ueberraschungen und Veraenderungen, die zwar oft anstrengend und nervenraubend sind, aber es bleibt gewiss immer spannend und man weiss nie was am naechsten Tag kommt. Und genau so gehts mir heute auch wieder, ich hab zwar morgen frei, aber weiss noch garnicht so recht was sein wird...

Ich wuensche allen fuer die letzten Wochen vor Ferien und Urlaub noch ganz viel Kraft und schicke euch an paar Sonnenstrahlen zum Waermen ins kalte Oesterreich!

Eure Martina


Oh hab ich fast zu erwaehnen vergessen... bei uns ist gerade Mangosaison, also esse ich jeden Tag 1- 2 oder mehr Mangos. Echt ab jetzt meine absolute Lieblingsfrucht. So suess und so ein intensiver Geschmackt. :)

Mittwoch, 7. April 2010

Die Zeit vergeht

Ich bin nun mittlerweile schon wieder fast 3 Wochen zurueck in Indien und auch wieder Ganz hier im Leben. Seit unserer Rueckkehr ist die Arbeit hier irgendwie intensiver etwas geworden. Einerseits, weil gerade Ostern war, aber auch weil ich noch mehr Zeit mit den Kindern verbringen will, weil ich irgendwie merke, dass die Zeit echt schon vergeht.

Letztes Wochenende war ja Ostern... prinzipiell eigentlich in Indien kein grosses Fest, weil ja fast alle Menschen hier Hindus sind. Da unser Projekt aber ein christliches ist, feierten wir Ostern. Bettina und ich bereiteten letzte Woche fuer jeden der Burschen ein Osternest vor. Am Samstag Vormittag kauften wir dann nach 100 Eier und kochten diese und faerbten sie anschliessend. Hat eigentlich ueberraschenderweise echt gut funktioniert. Das einzige, aber witzige Problem war, dass wir die Eier nicht abschrecken konnten, weil ja das Wasser aus der Leitung auch warm kommt 
Am Sonntag in der Frueh fuhren wir dann gemeinsam mit den Burschen aus dem Shelter mit dem Bus nach Sabbavaram. Dort freuten wir uns riessig wieder alle Burschen zu sehen. Dann gab es eine wunderschoene gemeinsame Messe, dann anschliessend gemeinsames Mittagessen. Danach gab es noch ein Programm mit Taenzen, Liedern usw. Waehrenddessen versteckten wir die Osterneste unter den vielen wunderschoenen Palmen. Nach dem Programm teilten wir die Burschen in Gruppen ein und jeder durfte sich ein Osternest suchen. War irgendwie witzig und mal ganz anders als in Oesterreich.
Nach der Suche tanzten wir noch fleissig und anschliessend spielten wir noch Volleyball und Fussball und genossen die gemeinsame Zeit. War richtig schoen und aber auch echt heiss. Das schoene nach solchen Tage ist dann immer nach Hause zu kommen und dann eine WARME Dusche zu geniessen (kaltes wasser waere zwar nett, aber sowas gibt es derzeit aus der Leitung nicht).

Im Shelter haben wir jetzt jeden Tag wieder Drawing class, aber nut mit den juengeren Burschen, sie haben naemlich jetzt immer am Nachmittag frei. Das Zeichnen und Basteln mit ihnen ist immer sehr spannend, da sie sich fuer so viele Sachen begeistern lassen, da sie viele Sachen nicht kennen und in Indien unter Zeichnen normalerweise eher perfektes Nachzeichnen verstanden wird und die Burschen dann natuerlich ueberaus erfreut sind, weil sie bei uns zum Beispiel wie gestern, mit Farbe und Murmeln einen Zettel gestalten duerfen.

In der Schule hat sich in letzter Zeit der Stundenplan bei mir wieder etwas geaendert. Ich unterrichte seit letzter Woche die 1. Klasse in Englisch. Ist eine grosse Ehre, weil Volontaere normalerweise die erste Klasse nicht bekommen. Die Kinder freuen sich sehr, dass sie endlich mal einen Sister haben und ausserdem ist es auch fuer sie spannend, weil wir doch einen anderen Unterrichtsstil haben als unsere indischen Kollegen. Zum Beispiel kontrolliere ich wirklich jeden Tag ob die Hausuebung gebracht wird usw. Sie sind echt aufgeweckt, aber absolut interessiert und irgendwie auch so suess, weil sie halt noch so Fragen stellen wie zum Beispiel in welcher Zeile sie schreiben sollen. Mir kommt es in der 1. Klasse absolut zugute, dass ich schon etwas Telugu kann. So schreibe ich ihnen die Vokabeln zuerst auf Telugu in Teluguschrift auf und dann dazu das Englisch. Gut fuer sie, weil sie es so sicher verstehen und aber noch besser fuer mich, weil es eine echt gute Uebung fuer mich ist und ich somit mein Telugu, besonders das Schreiben verbessere.

Ab Freitag waerde ich in der Schule auch nich zusaetzlich die 6. Klasse in Englisch unterrichten, dass heisst ich bin dann Montag, Mittwoch und Freitag eine Stunde laenger in der Schule. Wird natuerlich noch anstrengender, aber es ist echt wichtig, dass die 6. Klasse ordentlichen Englischunterricht haben. Heute habe ich sie auch ein bisschen unterrichtet, gemeinsam mit der ersten Klasse. Da ist der Unterschied dann schon sehr gross.
Klingt jetzt vielleicht komisch, die erste und die sechste Klasse gemeinsam zu unterrichten, aber heute war ein Lehrer nicht da, also wir dann alles etwas umgestellt. Da hab ich dann einfach in der ersten Einheit Englisch in 2, 3 und 6 gleichzeitig unterrichtet und dann in der zweiten Einheit Englisch in der 1. Und nebenbei Mathe in der 6. Nicht immer so einfach, aber einfach indisch und irgendwie funktioniert es dann schon. In Oesterreich waere das irgendwie absolut nicht vorstellbar.


Die Tempertaturen steigen immer mehr und mehr, aber ich hab mich mitterweile schon daran gewoehnt, dass ich einfach immer schwitze. Besonders beim Fussball spielen ist es sehr heiss, aber wie gesagt alles Gewoehnungssache.

Aja neben dem „Arbeiten“ haben wir letzte Woche in einer Mittagspause eine Freundin in ihrem Haus besucht. Sie hat uns auf dem Weg zu ihren Haus mitgeteilt, dass ihre Familie aus der mittleren Schicht und ihr Haus also nicht so gross ist. Es bestand dann aus einer eher kleinen Kueche, einem kleinen Bade bzw. Waschzimmer und aus einem Wohnraum, in dem ca. drei Betten Platz haben. Es standen zwei dort, in denen die ganze Familie (Mutter, zwei Toechter, ein Sohn) schlaeft. Eines der Betten wurde aufgestellt, damit wir uns zum Essen auf den Boden setzen konnten. Wir bekamen ein echt leckeres Essen auf einem Blatt serviert. War schoen dort zu sein und eine ganz normale indische Familie zu besuchen. Die Gastfreundschaft ist so unglaublich gross.

Jetzt hab ich echt schon wieder viel geschrieben.
Ich werde auch neue Fotos von der letzten Zeit hochstellen. Ich hoffe ihr hattet schoene Osterfeiertage.

Ganz liebe Gruesse sendet

Martina

Montag, 22. März 2010

Familienbesuch, Visaprobleme, Oesterreichurlaub und zurueck nach Indien

In den letzer Zeit habe ich nichts geschrieben, weil es so turbelnt war, mehr action waere echt nicht moeglich gewesen.
Wie bereits erwaehnt besuchten mich Papa, Doris und Christoph am 1. Februar. Sie blieben 4 Tage bei mir in Visakhapatnam und ich zeigten ihnen Shelter, Schule, Sabbavaram, die Maerkte, das Leben, die Leute usw. War sehr spannend ihre Eindruecke zu erfahren, da fuer mich das meiste schon sehr alltaeglich ist. Nach dieser gemeinsamen Zeit verbrachten wir noch eine Woche in Delhi, wo wir uns das Taj Mahal und diverese andere Sehenswuerdigkeiten ansahen. Das Leben dort ist teilweise schon viel moderener als hier in Vizag, also war es fuer mich auch sehr interessant die Unterschiede zu sehen. Doch ich war auch wieder froh nach einer Woche wieder in mein Projekt zurueckkehren zu koennen und die Kinder wieder zu sehenen.
Eine Woche spaeter bekamen wir dann eine fuer uns nicht so erfreuliche Nachricht. Doch zuvor die Vorgeschichte: Wir erfuhren etwa Mitte Jaenner, dass in Indien die Visumsbedingungen geaendert wurden und wir deshalb ab Mitte Februar fuer 2 Monate aus Indien ausreisen muessen. Wir versuchten noch eine andere Regelung zu schaffen, doch am 19. Februar stand dann fest, dass wir nach Oesterreich zurueckfliegen mussten. Wir hatten drei Tage Zeit um uns von allen zu verabschieden und bereits am 22. Februar flogen Bettina und ich gemeinsam nachhause.
Die Stimmung war natuerlich nicht sehr gut, weil unsere Plaene und Vorstellungen geaendert werden mussten. Irgendwie war ich sehr gespannt auf den „Kulturschock“ von den alle sprechen, denn wenn ich so an Oesterreich dachte, konnte ich mir echt nicht vorstellen, dass mich dies betreffen wird.
Als ich dann aber dort unterwegs war, war es zeitweise echt ein komisches Gefuehl, irgendwie schwer in Worte zu fassen. Erst da begriff ich dann wieder, wie unterschiedlich das Leben in den beiden Laendern ist. Ganz besonders schwierig war es aber, da in Oesterreich gerade Winter war und das Wetter, aber auch die Stimmung der Menschen in dieser Zeit nicht in Hoechstform sind. Doch es war wunderschoen zu sehen wie ich von Familie und Freunden mit offenen Armen empfangen worden bin. Sie halfen mir dabei, mich wieder wohl zu fuehlen und auch einige schoene Stunden zu verbringen.
Danke dafuer, es war sicher nicht sehr einfach mit mir!!!!!
Mit viel Glueck schafften wir es doch bereits nach 3 Wochen wieder ein Visum zu bekommen und machten uns bereits am 19. Maerz wieder auf den Weg nach Indien. Der Abschied war diesmal nicht so schwer, weil ich 1. wusste was mich in Indien erwartet und 2. sah ich durch meinen Aufenthalt in Oesterreich, dass ich auch in einem halben Jahr dort wieder mein Nest und meine fruehere Umgebung finden werde.

Als wir am Samstag in Indien ankamen war die Freude sehr gross. Unsere Koechin holte uns mit einem Taxi vom Flughafen ab (sie war das erste Mal in einen Flughafen und wuenschte es sich schon lange einen zu sehen). Die ersten Minuten der Fahrt brauchte ich etwas um mich wieder an den Verkehr und die Umwelt zu gewoehnen. Es war schoen wieder unser Zimmer zu betreten und also so vorzufinden, wie es vor 3 Wochen war. Wir rasteten uns kurz aus und gingen danach sofort ins Shelter um die Burschen zu begruessen. Die Wiedersehensfreude war gross und die gewohnte Vertrautheit sofort wieder da. Natuerlich war ich auch am Nachmittag wieder mit voller Begeisterung beim Fussball spielen dabei. Die einzige Schwierigkeit dabei ist, dass wir das langsame Ansteigen der Temperatur ein Stueckweit verfehlt haben, da wir uns zwischendurch in Oesterreich abgekuehlt haben, also sind die etwa 32- 35 Grad derzeit noch etwa schwierig zu ertragen, aber es wird schon.
Heute war bereits der erste Schultag und auch der Alltag ist wieder wie gewohnt, so als haette es nie eine Unterbrechnung gegeben.
Ich bin froh wieder hier sein zu koennen um meine Arbeit fortzusetzen, doch mittlerweile sehe ich immer mehr postive Seiten an dem kurzen Oesterreichurlaub. Dadurch ist mir vieles hier wieder bewusster geworden und ich gehe teilweise mit einer anderen Einstellungen an Sachen heran.

Danke nochmals an meine Familie und meine Freunde fuer die Unterstuetzung in den fuer mich nicht ganz so einfachen 3 Wochen. Es ist schoen die Gewissheit zu haben, dass ich jederzeit zurueckkommen kann und aufgefangen werde.
Ich schicke euch ein paar indische Sonnenstrahlen dafuer!!!
eure sehr glueckliche Martina

Samstag, 23. Januar 2010

Neujahr, mein Geburstag, Pongal, Besuch bei den Tribals und ein bisschen Alltag

Zur Zeit mag meine Verdauung nicht so sehr, also verbringe ich heute den ganzen Tag im Bett und hab beschlossen wiedereinmal einen Blogeintrag zu schreiben.
Seit Weihnachten ist bis jetzt noch immer nicht viel Ruhe eingekehrt, sondern es war immer jede Menge los.
Angefangen hat es mit einer Silvesterfeier in Sabbavaram. Zuerst hatten wir eine kleine Messe. Anschliessend wurde gemeinsam getanzt, ein paar Kracher geschossen und wieder getanzt und getanzt und getanzt. War eine sehr schoene Feier. Mitternacht verbrachten wir dann zu dritt auf unserem Balkon, mit Herzenlicht. War sehr schoen.
Am 1. Jaenner waren wir natuerlich fleissig in der Schule und blieben sogar noch am Nachmittag dort, weil wir da mit den Kindern ein Neujahrsprogramm mit vielen verschiedenen Spielen machten. Ganz besonders fuer mich war auch, dass wir endlich einmal mit den Kindern in der Schule gemeinsam Mittagessen konnten.
Am 1. Jaenner hatte unsere Schulleiterin Geburstag, am 2. Jaenner dann unser Father und am 3. Jaenner ich, da wurde echt viel gefeiert.
Mein Geburtstag war ein ganz besonderer Tag fuer mich. Es hat schon mit einem wunderschoenen Fruehstueck begonnen, dann gemeinsames Mittagessen mit den Burschen im Shelter. Am Nachmittag gab es dann noch ein Programm im Shelter. Am Abend fuhr ich dann nach Sabbavaram, wo es noch eine Geburtstagsfeier fuer den Father und mich gab. Danach hatten Eli und Bettina noch im Zimmer eine kleiner Feier fuer mich vorbereitet. Am naechsten Tag wurde dann noch in der Schule kurz gefeiert. Ich hab soviele wunderschoene Zeichnungen bekommen und so viele strahlende Gesichter. Es war ein unvergesslicher wunderschoener Tag.
Nach diesen Feiertagen kehrte wieder Alltag ein, aber nur fuer eine Woche, denn von 13. – 15. war dann Pongal, eines der wichtigsten Fester der Hindus. Am 13. hatten wir noch Schule, aber es waren nur 9 Kinder da, also waren dann die naechsten Tage frei. Ich bekam nicht sehr viel mit von den Feierlichkeiten, da es im Shelter nicht gefeiert wurde. Aber unser lieber Nachbar stellte seine grossen Boxen direkt vor unseren Balkon und spielte 4 Tage lang lautstark Musik. Ich liebe die indische Musik, aber alles hat eine Grenze. ;)

Diese Woche bekamen wir die Moeglichkeit, dass wir nocheinmal nach Narsipatnam fahren umd die Doerfter der Tribals zu besuchen. Wir machten uns gemeinsam mit Verena (einer oesterreichischen Volontaerin) und Kerstin (einer deutschen Volontaerin) auf den Weg nach Narsipatnam und fuhren dann am Donnerstag gemeinsam mit einem Father zu verschiedene Doerfer. Es war wieder ein sehr praegendes Erlebnis, weil wir fast nur neue Doerfter besuchten und die Gastfreundschaft der Menschen so mitreissend ist.
Ein Dorf war besonders abenteuerlich. Zu diesem mussten wir zuerst eine halbe Stunde lang einen schmalen Weg auf den Berg hinaufgehen. Als wir oben ankamen versteckten sich die Menschen eher vor uns, in den anderen Doerften rannten sie uns eigentlich immer zu. In diesem einem abgelegen Dorf hatten die Menschen sogar Angst vor unseren Fotoapparaten und nur wenige trauten sich uns ueberhaupt die Hand zu geben. Es ist unvorstellbar, dass Menschen so abgeschieden leben.

Nach diesem wunderbaren Tag fuhren wir noch mit dem Bus nachhause und gestern waren wir dann wieder in der Schule.
Morgen haben machen wir mit den Shelterburschen einen Ausflug, weil unsere schweizer Kollegin, die Eli, leider schon naechsten Freitag nach Hause fahren wird. Bin echt schon gespannt wie es ohne sie wird.... sie gehoert einfach zu uns dazu.
Montag und Dienstag werden wir dann mit Burschen von Sabbavaram und vom Shelter in Vijawada verbringen, den dort ist ein Programm von allen Don Bosco Strassenkinder Projekten von Andra Pradesh. Da ist ein Programm mit etwa 400 Burschen. Bin schon gespannt was da auf uns zukommen wird. Ich freu mich schon auf die gemeinsam Zeit mit den Burschen und ausserdem darauf, dass wir Volos uns wieder alle treffen koennen.

Also am Ende naechster Woche muessen wir uns leider von der Eli verabschieden und dann am 1. Februar kommt mich meine Familie besuchen. Ich freu mich schon sehr auf sie und bin schon gespannt wie es sein wird ihnen meine neue Heimat zu zeigen.

Ganz liebe, mittlerweile schon wieder sehr sonnige, Gruesse

Martina