Sonntag, 27. November 2011

College, Praktikum and and and…

Endlich ist es mal so weit und ich kann auch davon berichten, weswegen ich eigentlich da bin- mein Studium. Ehrlich gesagt gibt es diesbezüglich derzeit sogar einiges zu tun, hätte ich fast nicht erwartet.
Ja also nachdem ja meine Ferien wunderbar und lang waren, ging es dann endlich wieder mit dem College los. Die erste Woche waren wir sehr wenige Studenten, aber schön langsam kam es dann ein bisschen ins Laufen und es kamen sogar einige, mir bis jetzt unbekannte, Kollegen. Die erste Woche war noch wie gewohnt: So- Di College und Mi- Fr Praktikum. Dann erfuhr ich irgendwie, dass die anderen alle schon mit ihrem Praktikum fertig sind, naja ich habe gerade erst drei Wochen hinter mir, also noch nicht so viel. Also beschlossen wir, dass ich weiter Mi- Fr Praktikum mache. Die anderen hatten aber ab jetzt dann jeden Tag College und immer dieselben Fächer, also entschloss ich mich, dass ich den Unterricht auch nicht verpassen will, weil es ja doch irgendwie aufbauend ist und ich sonst immer nur die Hälfte mitbekomme (also besser gesagt nur ein Viertel, weil die Hälfte ist ja sowieso in Nepali). Naja somit ist mein Wochenplan nun So- Di College und Mi- Fr von 7- 12 Uhr College und dann noch von 12 – 4 oder 5 Praktikum. Am Abend dann noch teilweise irgendwelche Arbeiten fürs College schreiben, oder einfach schlafen. Es ist zwar etwas stressig, aber das brauch ich eh, außerdem wir bis jetzt eh noch nicht soviel los, also darf ich jetzt eh mal mehr tun. Naja aber nächste Woche wird sich eh schon wieder alles ändern, da sind nämlich die Abschlussprüfungen für dieses Semester. Das System ist hier so, dass sie in jedem Fach eine Prüfung am College ablegen müssen (diese Note wird dann mit Mitarbeit, Anwesenheit, Hausübungen, Referate usw. gegeben) und, weil das College ja zu einer Universität gehört, müssen sie dann in jedem Fach noch eine Prüfung dort schreiben. Diese Note ist dann die andere Hälfte der Gesamtnote.
Zur Prüfung an der Universität bin ich nicht zugelassen, aber die Prüfung im College, darf ich, wenn ich will mitschreiben. Ich hab zwar ca. 2 Monate vom Stoff verpasst, aber dafür war ich die letzten zwei Monat immer da und irgendwie wird eh soviel wiederholt. Leider hab ich auch nicht so recht Vorwissen bezüglich soziale Arbeit, aber ich komm eh gut mit, des passt schon. Mir würde also gesagt, wenn ich will kann ich die Prüfung mitschreiben. Ich habe dann mit der Lehrerin eine Weile gesprochen, bis ich sie dazu gebracht habe, dass sie sagt, ich muss die Prüfung schreiben. Sonst würde ich ja gar nicht den gelernten Stoff lernen, das wäre irgendwie auch unfair, deswegen schreibe ich diese Prüfungen alle mit (obwohls dann eh wieder egal ist, ob ich gut bin oder nicht, aber irgendwie will ich mich ja beweisen, darum hab ich eh an Ansporn).
Naja diese vier Prüfungen sind dann nächste Woche, also ist dann kein Unterricht im College, sondern dazwischen sind freie Tage zum Lernen. Eine oder zwei Wochen später (der Termin steht noch nicht fest, weil es auf der Universität wieder politische Probleme gibt und diese somit gesperrt ist, oder war). Diese Zeit möchte ich dann nutzen, um mehr in meinem Praktikumsplatz zu arbeiten, weil ich ja durch Unterricht und Prüfungen einiges verpasst habe.

Naja mein neuer Praktikumsplatz... Nach langem Suchen haben wir endlich etwas gefunden, wo ich auch wirklich die Kinder sehe, mit denen ich arbeiten soll ;)
Die Organisation heißt CBR Patan und ist so eine Art Schule für Kinder mit jeder Art von Behinderung, aber fast alle haben eine geistige Beeinträchtigung. Eine Klasse ist so Art Werkstätte, wo die Schüler Kerzen machen, zwei Klassen sind mit Kinder, die gehen können und auch teilweise schreiben oder so. Und ich bin in der Klasse die „day care“ genannt wird, also so Art Tagespflege. Hier sind alle Kinder, die ich als „schwerstbehindert“ einstufen würde. Eine Klasse dieser Art hat glaube ich in Österreich noch keiner gesehen, es ist gewaltig. Insgesamt sind 8 Kinder in der Klasse, wobei alle körperlich und mehr oder wenig geistig beeinträchtigt sind. Zwei Kinder liegen nur herum und können nur ein bisschen unterhalten werden, die anderen sitzen oder können alleine ein bisschen gehen, eine kann schreiben, sprechen kann keiner so wirklich, außer irgendwie herumschreien. Und dann gibt es noch eine Schülerin, die immer herumlauft und davonläuft, und wenn sie gerade im Klassenzimmer ist, dann schmeißt sie alles einfach herum, was natürlich sehr spannend ist, wenn zwei Kinder sich gar nicht wehren können und diese beiden meistens am Boden liegen, weil sie nicht so viel sitzen können. Die Lösung für dieses Problem war dann meistens, dass das Mädchen an einen Sessel gebunden wurde, sie hat dann zwar immer herum gespuckt, aber konnte wenigstens niemanden verletzten. Des klingt jetzt sehr hart und ich war auch voll geschockt über diese Methode, aber es ist einfach so, dass prinzipiell nur eine Lehrerin und eine Helferin in der Klasse sind, wobei oft auch jemand alleine ist. Da ist man beschäftigt mit Kinder aufs Klos sitzen, Hosen wechseln (es gibt keine Windeln oder so… sobald die Hose nass ist wird sie in die Sonne gelegt und eine neue angezogen), die Kinder bei Laune halten (weil meistens wenn man alleine in der Klasse ist- so wie ich gleich am zweiten Tag- dann fangen ein bis zwei Kinder zu weinen an, ein Kind macht sich an, das andere schreit, weil es aufs Klo muss und das Mädchen macht sich los und schmeißt alles um sich, was sie findet). Also von unterrichten ist hier absolut keine Spur, weil teilweise nicht mehr Zeit bleibt, als den Kindern irgendein Spielzeug hinzustellen, damit sie ein bisschen beschäftigt sind. Prinzipiell ein Kind ist versorgt, solange die Hose trocken ist und es ruhig ist.
Anfangs war ich sehr geschockt über diese Tatsache, und hab mir gedacht, die sind so unprofessionell, bis ich eben mal kapiert habe, wie es ist wenn nur ein oder zwei Erwachsene in der Klasse sind. Ich habe dann begonnen, die Zeiten dazwischen zu verwenden, um mit einigen Schülern so Art Lernspiele zu machen (naja ist natürlich schwierig, wenn es fast keine Materialien gibt, aber es geht). Ich habe dann einige Ansatzpunkte herausgefunden, wo echt lernen mit den Kindern stattfinden kann. Außerdem habe ich angefangen und durchgesetzt, dass das Mädchen fast nicht mehr am Sessel angebunden ist. Sie hat irgendwie große Wahrnehmungsprobleme, doch ich habe herausgefunden, dass sie sich beruhigt, wenn sie ihren eigenen Körper spürt. Mittlerweile hat sie sich angewöhnt, dass sie sich einfach auf meinen Schoss sitzt, wenn sie das Bedürfnis hat sich selbst zu spüren. Das tut dann voll gut, weil sie sich sehr beruhigt… sie wir dann ganz still und dann… hihi wird es plötzlich warm auf meinen Beinen, weil sie sich so fallen lasst und alles was in ihr drinnen ist (ja klar hat sie eine Wechselhose mit, aber ich nicht, oje). Gut, dass dies an einem Tag gleich zweimal passierte, da hat sich am Abend wenigstens das Hose waschen ausgezahlt. Einmal ist sie wiedermal davon gelaufen und ich hab sie zurück geholt. Sie wurde voll sauer, also biss sie mich in mein Kien, sodass ich einige Tage geschwollen war. Die Mitarbeiter sekkieren mich schon, weil ich soviel Liebe für dieses Mädchen habe, aber sie ist einfach eine große Herausforderung und die meisten anderen Mitarbeiter machen eher einen Bogen um sie.
Naja irgendwie hab ich auch erfahren, dass ich die einzige „Fachfrau“ in der Schule bin, weil niemand eine Lehrerausbildung hat, geschweige denn Sonderschullehrer. Der Direktor hat gleich mal gemeint, ich soll eine Fortbildung für die Lehrer machen, aber des is ma dann doch etwas zuviel.
Das praktische an der Schule ist, dass viele ausländische Volontäre dorthin kommen (für eine Woche bis teilweise mehrere Monate) und mitarbeiten. Ich beschloss nun mit der Lehrerin, dass wir für jedes Kind einen Plan mit Aktivitäten machen, wie die Fähigkeiten gefördert werden können. Somit kann es sofort ausgenutzt werden, wenn mal mehr Menschen in der Klasse sind und das Ganze funktioniert somit nach einem Plan, also mit System und nur so kann auch bei den Kindern etwas erzielt werden. Ich bin nun gerade fleißig am Förderplan suchen und diese Woche geht’s dann hoffentlich so wirklich los. Hoffe der wird echt gut, den somit kann ich dort was Nachhaltiges bewirken, mal sehen.
Dort sprechen nur einige Lehrer halbwegs gut Englisch, also spreche ich die meiste Zeit irgendwie Nepali, was mir sehr gut tut, da ich somit mein Vokabular verbessern kann. Aja ich kann mittlerweile auch schon fast alles lesen, ich versteh zwar nichts, aber wenn ich den richtigen Bus suche o.ä., dann kann es schon mal hilfreich sein.

Oh ich schreib schon wieder ewig dahin.
Zu meinem Hostel diesmal nur kurz, weil es eigentlich nur ärgerlich ist, wie es hier zugeht. Mittlerweile sind wir schon zu sechs Studenten. Ich hab sogar eine Zimmerkollegin seit letzter Woche. Sie verwandelt unsere Zimmer fast in einen Beautysalon und die anderen sind auch voll dabei. Ja schon witzig, wenn sie in der Mittagspause eine Stunde lang dasitzt und sich schminkt und ich daneben am Boden sitze und meine Läuse heraus kämme. Ja schon witzig, dass ich irgendwie von allen diejenige bin, die sich nie beschwert und am umgänglichsten ist.
Sonst wir nur gestritten und jeder motzt über jeden, also keine Energie wird von mir davon verschwendet, so gut es geht.


Meine Freizeit verbringe ich die meiste Zeit mit Freunden aus Dipayal. Ich habe echt einige gute Gesprächspartner gefunden und bin noch immer beeindruckt, wie hilfsbereit die sind, unwahrscheinlich.
Außerdem merke ich, wie Freundschaften hier funktionieren. Gestern hab ich einige auf eine Pizza eingeladen, weil wir ewig schon davon gesprochen haben und es hat sich niemand bei mir bedankt. Irgendwie für uns voll arg, aber da braucht man sich unter guten Freunden nicht bedanken, weil des selbstverständlich ist, dass man etwas füreinander tut und man gibt’s ja dann eh wieder irgendwie zurück.

Naja also mein Leben ist voll mit College, Schule und wirklich guten Freunden.
Manche Sachen, Situationen, Freiheiten von Österreich gehen mir schon teilweise sehr ab, aber ich genieße hier so gut es geht jeden Moment (auch wenn ich in der Früh eine Stunde lang warte, bis der Unterricht los geht, weil alle zu spät kommen), den die Zeit läuft eh schnell. Diese Woche muss ich schon ein neues Visum beantragen, weil drei Monate um sind.

Aja in der Nacht ist es schon sehr kalt und ich hab schon Husten und Schnupfen, aber untertags kann man teilweise im T-shirt draußen sein (gestern hab i ma sogar an Sonnenbrand geholt).
Naja so viel schon wieder so lang von mir. Ich habs übrigens endlich geschafft, dass ich die ersten Fotos raufgestellt habe.

Hoffe euch geht’s allen gut. Ich freu mich immer wieder über Nachrichten von zuhause. Da fällt mir gerade ein, dass ja der Advent schon bald beginnt. Naja also wünsche ich euch eine möglichst besinnliche Adventzeit- nehmt euch Zeit für euch selbst und eure Liebsten!

Ich bin in Gedanken bei euch!

Martina

Dienstag, 1. November 2011

eine unvergessliche Reise- I love my Dipayal

Heute ist mein letzter Ferientag und irgendwie bin ich froh darüber, dass es morgen endlich wieder damit losgeht, wofür ich eigentlich da bin. Doch meine Ferien habe ich echt genossen. Die erst Zeit habe ich viel in dem Waisenhaus verbracht. Gleich am Anfang habe ich mal eingeführt, dass wir jeden Tag Fußball spielen gehen. Die Kinder waren den ganzen Tag nur zuhause und hatten viel Lernzeit, also schaffte ich es die Verantwortlichen zu überreden und es war dann schon fix im Tagesplan, dass wir auf den Fußballplatz gehen. Die Mädls nutzen diese Zeit um spazieren zu gehen oder einfach nur herumzulaufen und ich und die Burschen spielten ein bis zwei Stunden Fußball. Es tat den Kindern so gut und sie fragten mich jeden Tag wieder, ob wir eh wieder raus gehen.
Dann Mitte Oktober war es endlich soweit und das große Fest Deehar kam. Der Leiter des Waisenhauses fragte mich, ob ich dieses Fest mit ihnen feiern will. Also kam ich an diesem Tag schon sehr bald in der Früh zu ihnen und verbrachte den ganzen Tag dort. Wir gingen zu Verwandte des Leiters und bekamen Reis mit roter Soße auf die Stirn geschmiert. Klingt jetzt nicht so besonders, aber es ist so ein wunderschöner Moment. Man wird dabei vom Familienältesten gesegnet und sie beten für einen. Echt ergreifend und schön, dass ich so dabei sein konnte.
Ich nutze in den Ferien auch die Zeit und übernachtete einmal bei den Kids. Es war voll lustig und schweißte uns noch etwas zusammen.
Viel Zeit von meinen Ferien verbrachte ich aber auch mit schlafen, ausrasten, Ruhe genießen etc. ich las auch einige recht gute Bücher auf Englisch und begann am Schluss mit meiner großen Leidenschaft stricken. Außerdem besuchte ich einige schöne Plätze in Kathmandu, traf mich mit einem Bekannten aus Kalifornien, ging mit meinen nepalesischen Freunden wandern (naja für mich spazieren gehen, sie waren recht erschöpft nachher) usw. Einmal besuchte ich auch meine Gastfamilie, bei der ich am Anfang wohnte.
In der vorletzten Woche bekam ich dann plötzlich Zuwachs in meinem Hostel. 7 Mädls kehrten schon zurück von ihren Ferien und blieben für eine Woche bei uns, weil das andere Hostel noch zuhatte. Einerseits war es voll spannend mit ihnen… wir führten spannenden, interkulturell geprägte und sehr bereichernde Gespräche. Einerseits leben sie teilweise so einen modernen Lebensstil wie wir und es waren alle gebildete Mädls. Andererseits hatte nur eine von ihnen irgendwie Ahnung von Sexualität und dem weiblichen Körper. Es war für mich etwas schockierend, weil diese Mädchen ja die gebildeten sind (alle so im Alter von 19 bis 21). Viele in ihrem Alter, in den Dörfern (sehr ungebildet, wenn ich das so sagen darf) sind schon verheiratet und haben ein Kind, sind aber komplett überfordert mit allem was da dazu gehört. Somit wird alles nur vom Mann geleitet und die Frau ist voller Angst, weil sie nicht weiß was mit ihr geschieht. Ich weiß von einer Freundin, dass sie gar nicht wusste, wie das Kind (sie war schwanger) aus ihrem Bauch heraus kommen soll.

Und dann vor etwa 2 Wochen telefonierte ich mit einem Studienkolleg von mir- Ramesh und er fragte mich, ob ich ihm in seinem Dorf besuchen will. Ich war sofort total begeistert, weil ich mir schon die ganze Zeit wünschte, dass ich ein Dorf besuchen kann. Einige Leute luden mich war ein, aber irgendwie (so wie oft in Nepal) setzte es niemand in die Tat um, obwohl ich manchmal schon den Tag der Abreise wusste und ein Versprechen dazu. Naja, ich wusste dass ich mich auf Ramesh verlassen kann, also entschied ich mich ihn zu besuchen.
Ich hatte keine Ahnung wie weit das Dorf weg ist und ob es eher einfach ist, oder schon entwickelt, doch ich wünschte mir, dass es ganz ganz einfach ist.
Nachdem ich mich entschieden hab, traf ich am nächsten Tag einen Freund von Ramesh und wir gingen gemeinsam mein Ticket buchen. Am Tag drauf, Samstag 22.10., wars dann schon so weit und ich saß um 11 Uhr in der Früh im Bus, ganz auf mich gestellt und ich wüsste nur, dass es eine lange Reise wird und ich erhoffte mir, dass die nächsten 10 Tage sehr bereichernd werden für mich.
Meine Erzählungen über diese Zeit muss ich in drei Teile gliedern. Hinfahrt – meine Zeit im Dorf und Rückfahrt, den eine Reise in Nepal ist immer ein Abenteuer für sich.

Also HINFAHRT:
Um 11 Uhr, sogar Pünktlich startete der Bus von Kathmandu. Ich war die einzige Weiße im Bus, fast nur Männer waren um mich. Mein Platz war Sitz Nr. 1 somit war ich voll im Zentrum des Geschehens. Es ist so spannend was da alles so los ist im Bus.
Das erste Mal so richtig spannend wurde es nach eineinhalb Stunden Fahrt. Der Bus blieb stehen und die meisten Leute stiegen aus. Bis dahin fand ich noch niemanden der Englisch spricht, und draußen war es eh heiß, also blieb ich einfach mal sitzen. Der Fahrer und ein paar andere begannen den Bus irgendwie aufzuschrauben (ich mit Sitz Nr. 1 natürlich beste Aussicht). Anscheinend gab es irgendein Problem mit den Gängen. Nach nur 10 Minuten sprang von einem vorbeifahrenden Lastwagen ein Mechaniker herunter (keine Ahnung von wo und wie der kam). Dann wurde immer mehr und mehr aufgeschraubt und runtergenommen, mir wurde schon ganz schierch. Irgendwann stieg ich dann auch mal aus und begann mit jemandem zu sprechen und nach nur drei Stunden Wartezeit ging es auch schon wieder weiter. Also ca. 5 Stunden waren wir schon unterwegs und haben den Weg von eineinhalb Stunden zurückgelegt, konnte nur besser beginnen meine Reise.
Doch es war nur der Anfang chaotisch, dann verlief alles ganz gut. Um 10 Uhr am Abend gingen wir dann noch etwas essen und dann wurde es ruhig im Bus. Ich lernte auch in den ersten 12 Stunden Fahrt schon einige Menschen kennen und einer davon setzte sich dann zu mir und wir quatschten irgendwie die ganze Nacht durch und ich erfuhr wieder viel über Nepal, die Kultur hier usw. Die Zeit vergingen sehr schnell, zwischendurch stoppten wir ca. 5 Mal, weil die Polizei durch ging und Gepäcksstücke durchsuchte. Plötzlich war es schon 7 Uhr in der Früh, ich war schon 20 Stunden mit dem Bus unterwegs und hab noch keine Minute geschlafen. Eine Stunde später kamen wir dann in einem etwas größeren Dorf an, wo fast alle Menschen aus dem Bus ausstiegen. Mir wurde mitgeteilt, dass meine Reise jetzt nur mehr ca. 6 Stunden dauert (ja 6 Stunden klang echt wenig für mich). Wir saßen dann noch zu viert im Bus und warteten, als mir endlich jemand übersetzte, dass der Bus nicht mehr weiterfährt, weil zu wenige Leute im Bus sind. Da ich aber das Ticket ja noch weiter hatte, suchten mir die Mitarbeiter einen anderen Bus und versprachen mir, dass ich eh einen guten Platz bekomm. Nach wieder einer Weile warten fand ich mich in einem vollgestopften Kleinbus, aber ich hatte eh einen verhältnismäßig guten Platz. Aja das Dorf in dem wir gerade waren, war in einem sehr flachen Gebiet, doch von da an gings die Hügel rauf. Wunderschöne Landschaft dort, doch nichts anderes als Kurven und Kurven. Meinen guten Platz gab ich nach einer halben Stunde sehr gerne her, da sich alle Frauen und Kinder um mich herum übergaben. Also saß ich dann gegen die Fahrtrichtung auf einer schmalen Bank irgendwo eingezwängt. Weil der Bus ja eh nur vollgestopft war kam dann auch noch ein religiöser Sänger mit seiner Geige in den Bus, glücklicherweise genau neben mein Ohr. Er sang lautstark ca. eine halbe Stunde oder länger dann waren wir erlöst. Später schlief noch ein Kind für ein oder zwei Stunden auf meinem Schoß, weil die Mutter sich irgendwie noch immer ständig übergab. Im Bus war ein Mann der sehr gut Englisch sprach und mir viel erzählte, wieder sehr interessant. Außerdem erfüllte er mir meinen Wunsch und ich durfte ca. eine halbe Stunde lang am Dach des Kleinbusses mitfahren. War echt schön und mal ein guter Geruchswechsel (im Bus entleerten sich schließlich noch immer die Mägen). Da ich aber doch schon müde war, verbrachten wir die letzten Stunden noch im Bus. Ich aß auf dieser Strecke nichts mehr, weil mein Magen schon auch etwas damit kämpfte, dass ich insgesamt ca. 7 Stunden lang rückwärts nur Kurven fahre. Aja außerdem entdeckte ich im Bus zwei Männer die Telugu sprechen. Die Leute schauten alle nicht schlecht, als wir da eine Weil uns einfach nur auf Telugu unterhielten, war schön.
Die letzte Stunde war dann schon etwas erschöpfend, weil ich gscheit müde wurde und ich aber den doofsten Platz zum Schlafen hatte- es war einfach nicht möglich.
Um ca. 15 Uhr (also nach 28 Stunden Busfahrt) hieß es plötzlich „Schau da unten ist Dipayal- dein Ziel“. Ich war erleichtert doch war kein bisschen erschöpft, weil ich so überwältigt und zufrieden war mit dem Blick der sich mir bat. Also wie gesagt, die Reise war so unvergesslich, spannend und voll mit Abenteuer, mir war keine Sekunde langweilig, sondern ich genoss jeden Moment und lachte in schwierigen Momenten einfach in mich hinein.

Doch nun begann meine Zeit in Dipayal.
Ramesh war natürlich (wie erwähnt er ist ja verlässlich) schon auf der Bushaltestelle und ich war erleichtert ihn zu sehen (irgendwie glaubte mir niemand, dass ich wirklich von jemanden abgeholt werde). Wir gingen gemeinsam ca. eine halbe Stunde zu seinem Haus. Der Weg führte von der Bushaltestellte zuerst über eine dünne Brücke über einen großen und klaren Fluss und dann Wege zwischen Häuser und Felder, wir begrüßten seine Verwandten am Weg, die alle sehr neugierig sahen und erreichten dann sein Haus. In diesem Moment war ich einfach soo glücklich.
Seine Familie hat eigentlich zwei kleine Häuser. Sie sind außen aus Stein und innen aus Lehm. In einem Haus ist oben eine kleine Küche (es wird natürlich mit Feuer gekocht) und daneben ein großer Raum zum Essen und gleichzeitig das Schlafzimmer seiner Eltern. Natürlich wird am Boden auf Matten gegessen. Unter der Küche ist dann der Stall wo Ziege, Kuh und Ochsen unterkommen, obwohl sie untertags eher im kleinen Garten sind, wo auch noch die Hühner und der Hund herumlaufen. Im anderen kleinen Haus sind drei Zimmer. In einem schläft Ramesh und sein Bruder (der auch in Kathmandu studiert) und in anderem seine Schwester und ich dann für diese Zeit. Im dritten Zimmer schlafen immer die Frauen, die gerade ihre Menstruation haben. Sie dürfen in dieser Zeit auch nicht die Küche betreten. Außerdem sah ich, dass seine Mutter Kuh- Urin (die Kuh ist ja heilig) am Ende ihrer Menstruation auf ihre gewaschene Kleidung spritzte.
Die Familie nahm mich sehr herzlich auf und sie waren alle sehr nervös eine Weiße bei sich zuhause zu haben. Seine Schwester konnte nicht recht gut Englisch (sie ist 19 Jahre alt und war erst einmal aus dem Dorf weg), doch sie vergaß einfach ihre Scheue und sprach eine Nepali- Englisch Mischung, es war so witzig. Jeden Abend lagen wir im Bett und lachte einfach über unsere Gespräche. Sie half mir sehr viel, zum Beispiel beim Duschen im Garten, Wäsche waschen etc. Außerdem rief sie nach mir immer mit „Didhi“ was große Schwester bedeutet. Ich hab sie so sehr in mein Herz geschlossen. Mit dem Vater von Ramesh kommunizierte ich eher wenig, obwohl ich immer wieder mitbekam, dass er viele Fragen über mich und Österreich stellte. Er arbeitet morgens und abends sehr hart. Untertags geht er einer Tätigkeit in einem Büro nach. Es anscheinend sehr niedrige Arbeit, aber er bekommt Geld und kann so seinen Kindern gute Bildung ermöglichen.
Was anfangs etwas verwirrend für mich war, war die Tatsache, dass Ramesh zwei Mütter hat. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber daran und freute mich einfach, dass es zwei Frauen im Haus gibt, mit denen ich zwar nicht reden kann, die mich aber immer liebevoll anlächelnden und mit denen ich schlussendlich einen guten Weg fand um zu kommunizieren. Wenn sie über mich redeten, dann sprachen sie immer von ihrer Tochter und am Schluss sagten sie sogar schon auf Englisch „my daughter“. Anfangs waren die beiden etwas scheu doch mit der Zeit lebten sie immer mehr auf und stellten 1000 Fragen über mich, ich bekam nur Teile davon übersetz, weil es so viele waren. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass immer nur über mich geredet wurde.
Besonders spannend war es dann auch, als wir am nächsten Tag im Dorf herumgingen. Zuerst besuchten wir das Reisfeld von seinen Verwandten (ich schlug das Getreide auf einen Stein, sodass die Körner herausfielen--- so eine harte Arbeit), dann gingen wir weiter und trafen überall Verwandte von Ramesh. Ich glaub echt, er ist mit dem halben Dorf Verwandt. Wir kehrten auch in viele Häuser kurz ein, weil jeder so neugierig war. Auch auf dem Weg riefe überall die Leute Ramesh etwas zu und sagten ein paar Fetzen in Englisch, wenn sie etwas wussten. Mit der Zeit wusste Ramesh bereits alle Antworten auf die Fragen und ich hörte immer nur Sathi (bedeutet Freund), Austria, College, Kathmandu usw.
Die ersten beiden Tage verbrachten wir die meiste Zeit in einem anderen Dorf, wo wir zu Fuß ca. eine halbe Stunde lang einen Hügel rauf klettert (Dipayal ist auf ALLEn seiten von grünen Hügel umgeben, es ist so wunderschön). In diesem Dorf war nämlich ein Cricketturnier im Gangen, bei dem auch Dipayal teilnahm und dann sogar am zweiten Tag das Turnier gewann. Es waren viele viele Menschen auf Sportplatz von den verschiedensten Dörfern rundherum, ich das einzige weibliche Wesen und noch dazu weiß. Ich kam mir teilweise etwas beobachtet vor, obwohl die meisten eh nur neben mir standen und mich anstarrten und nur wenige mich ansprachen. Am zweiten Tag durfte ich dann die Pokale und die Medaillen überreichen, weil ich es unbedingt tun sollte als Ehrengast. Den Preis für das Siegerteam überreichte dann jemand anderer, das war nämlich eine lebende Ziege. Ein echt toller Preis!!!
Wir gingen dann runter in unser Dorf und waren gerade voll im Freudenrausch über den Sieg. Da kam uns eine Ausländerin entgegen. Ich bin schon lange genug hier in Nepal, also musste ich natürlich auch fragen woher sie kommt. Hihi jaja eine Touristin aus dem Waldviertel. Ich musste echt etwas lachen und meine Freunde schauten, also ich da plötzlich mit ihr auf Deutsch herum quatschte und keiner etwas verstand. Zufälle gibt es… dort sind ja weit und breit keine Touristen, außer genau eine Österreicherin.
Aja am Vormittag gingen wir noch auf ein paar Hügel um Tempel anzusehen. Am Morgen war es noch etwas kühl, also nützten wir diese Zeit, denn zu Mittag war es dann schon etwas heiß.
Am Mittwoch war dann Familientag angesagt. Wir gingen um halb 8 in der Früh los, überquerten irgendwo den Fluss und wanderten dann eine halbe Stunde lang auf einen anderen Hügel rauf, wo Mitten im Wald das Dorf von Ramesh war, wo er bis vor 5 Jahren wohnte. Dort gibt es dann wirklich nichts mehr und das Leben ist noch einfach und schlichter. Seine ganze Verwandtschaft war dort. Die Frauen kochten alle fleißig und die Männer trafen sich in einem Raum, weil an diesem Tag für die Seele der Großmutter gebetet wurde, die schon vor einigen Jahren verstarb, aber zu der Zeit gab es kein Geld um Opfergaben für sie zu bringen. Am Vormittag ging ich mit den Mädls mal Wasser holen. Dort gibt es absolut kein Problem mit unreinen Wassern, weil alles direkt vom Hügel kommt. Später gingen wir zu einem schönen Platz beim Fluss und nahmen bei dieser Gelegenheit auch wieder Wasser mit. Die Frauen gaben mir ständig etwas zu essen, weil jeder dort immer glaubt, dass ich hungrig bin. Auch wenn ich nichts wollte, ich musste einfach Essen. Am lustigsten waren die Gespräche mit den alten Damen, da sie nicht verstanden, dass ich keine Ohrringe und keinen Nasenring habe. Ich war schon nahe dran mich einfach komplett durchlöchern zu lassen, damit sie zufrieden sind. Später gab es dann das richtige Essen (hatte zwar absolut keinen Hunger mehr, aber ok). Danach gingen wir und der Vater zurück. Die Mütter blieben noch dort zum Zusammenräumen zu helfen.

Jeden Abend saßen wir im Garten mit Freunden von Ramesh bei einem Feuer auf dem Fressen für die Tiere gekocht wurde. Außerdem besuchten wir zuvor immer noch einige Häuser von Onkeln und Tanten, weil wir ständig wo eingeladen wurden. Außerdem wurde es zur Routine, dass wir jeden Abend „meine Tochter“ besuchten. Ein 8- Monate altes Mädchen (seine Cousine oder sowas) die ich gleich am Anfang geschenkt bekommen hätte. (sie war nicht das einzige Kind, das ich mit nach Hause nehmen könnte).
Aja am Morgen um 6 Uhr wurden wir immer von einer Mutter geweckt… so hat man echt viel Zeit die schöne Morgenruhe zu genießen.
Übrigens ist Dipayal glaub ich der sicherste Platz den es gibt. Wie erwähnt rundherum nur Hügel und mittendrinnen das Dorf. Außerdem ist 300m von Rameshs Haus entfernt ein Polizeiausbildungszentrum für etwa 1000 oder mehr Polizisten. Es waren ständig irgendwo Polizisten unterwegs und um 6 Uhr in der Früh liefen etwa 30 beim Haus vorbei. Noch dazu ist gleich in der Nähe ein Lager von der Armee oder sowas, also liefen auch Soldaten überall herum.

Naja der Donnerstag begann dann leider schon recht früh um 4 Uhr mit Bauchweh. Ich übergab mich, bekam dann im Laufe des Tages ordentlich Fieber und schlief fast den ganzen Tag. Ich wurde nur immer wieder munter, weil mich jemand besuchen kam und mit besorgtem Blick fragte, wie es mir geht. Den ganzen Tag verbrachte ich im Haus ohne etwas zu essen. Ich bekam Tabletten vom Arzt aus dem Dorf, nahm irgendwelches Zeug, das aussah wie Erde und bekam viel Liebe zu spüren. Es war erstaunliche wer mich aller besuchen kam, obwohl ich erst 4 Tage dort verbrachte. Ich war echt kraftlos und schlief immer sofort wieder ein, wenn ich alleine war. Am Abend rief mich dann Ramesh zu seinen Vater. Später erfuhr ich, dass sie glaubten, dass ein Geist (bzw. der Teufel) in mir sind, also schüttelte der Vater meinen Kopf irgendwie und gab mir verzaubertes Wasser zu trinken. Somit war der Geist hoffentlich weg.
Da ich wahrscheinlich doch eher starke Medikamente gegen das Fieber bekam schaffte ich es am Abend etwas zu essen. Am nächsten Tag schlief ich dann auch noch recht viel, aber aß regelmäßig, damit ich wieder zu Kraft komme.
Am Abend machten wir dann einen Spaziergang um meinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Überall auf den Wegen winkten mir Menschen zu und fragten mich ob ich wieder gesund bin, wie es meinen Bauch geht und freuten sich, dass ich wieder unterwegs bin. Echt erstaunlich, dass jeder wusste, dass ich krank war und alle so besorgt waren.
Am Samstag war dann auch schon der letzte Tag, doch wir hatten viel vor. Schon bald in der Früh bestiegen wir einen anderen Hügel und gingen dann einen Weg zum Fluss. Dort waren schon die Cricket Mannschaft von Ramesh und wusch die zerlegte Ziege im Fluss. Sehr spannend was ich da alles zu sehen bekam. Die Ziege wurde dann gekocht und später, als noch viel mehr Menschen aus dem Dorf da waren, verspeisten wir sie gemeinsam. Ein total gemütlicher Tag auf diesem schönen Plätzchen. Am Nachmittag ließ dann meine Kraft etwas nach also gingen wir langsam zurück, aber nicht nach Hause sondern wieder zu Verwandte von Ramesh, die uns zum Abendessen eingeladen hatten.
Somit war schon der letzte Tag vorbei. Am Montag in der Früh bekamen wir von den Müttern wieder roten Reis (Tikka) als Segen auf die Stirn und wir gingen zum Bus. Der kam dann auch eher recht pünktlich wir stiegen gemeinsam mit einigen Freunden von Ramesh ein. Die ersten sieben Stunden schlief ich fast nur, weil ich noch sehr Bauchweh hatte und mit schlechten Magen die kurvenreiche Strecke fast nicht auszuhalten ist. Irgendwie verschlief ich eigentlich die meiste Zeit und diesmal war die Fahrt auch nur 26 Stunden lang.
Doch es wäre keine Busfahrt in Nepal, wenn es nicht wieder verrückte Dinge gibt. Nach etwa 6 Stunden Busfahrt saßen wir nämlich plötzlich zu dritt auf zwei Sitzen. Nach einer Stunde fragte ich dann mal nach und sie erklärten mir, dass sie das immer so machen, weil es lustiger ist. Naja ich erinnerte mich dann die nächsten 20 Stunden lang immer wieder, dass wir ja so eng sitzen, weil es schöner ist, somit fand ich es dann auch einfach lustig.
Die Fahrt hatte eigentlich einmal eine längere Unterbrechung. Der Grund war, weil ca. 20 Ziegen mit nach Kathmandu fahren wollten. Sie wurden dann alle auf das Dach zu unserem Gepäck gehoben und begleiteten uns die ganze Nacht durch mit ihrem Gesang. Nur einmal mussten wir anhalten, weil plötzlich zwei Hinterhaxen von einer Ziege beim Fenster reinschauten. Sie wurde wieder raufgehoben und weiter gings. Übringens verloren wir keine Zeit, weil wir Ziegen am Dach hatten… es ging mit demselben Tempo über die teilweise sehr uneben Straße. Gut, dass ich keine Ziege bin.
Um 12 Uhr kamen wir dann schon in Kathmandu an und bald war ich in meinem Hostel. Ich bin noch immer die einzige Studentin dort und nichts hat sich verändert. Ich war fertig, hatte Bauchweh und war sehr traurig, dass ich nicht mehr in DIpayal bin. Ich verbrachte den ganzen Tag mit Schlafen.

Es war eine so wunderschöne unglaubliche Zeit dort. Die Natur, die Menschen, die Traditionen… nicht alles ist gut dort, das Leben ist oft hart und schwer, aber es gibt so viele erhaltene Schätze dort, und Menschen, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind. Es ist fast unvorstellbar, dass es diesen Ort wirklich auf der Welt gibt. Ich versuche nun einfach, dass ich in meinem Herzen das Erlebte weitertrage und die Ruhe und Stille dieses Ortes in meinen Alltag umsetzen kann.

Einer der ersten englischen Sätze von Rameshs Schwester war „I love my Dipayal“. Ich auch!!! 


Naja morgen geht’s ab das erste Mal zu meinem neuen Praktikumsplatz und am Sonntag dann wieder ins College. Sodala aber geht’s geht ich mal und treffe meine Freunde aus Dipayal in Kathmandu. Erinnerungen sind einfach was Schönes!!

Samstag, 1. Oktober 2011

Alltag kehrt ein

In den letzten zwei Wochen ist nun mal so etwas wie Routine eingekehrt und ich habe eigentlich alles organisatorische vorerst mal geklärt, ein gutes Gefühl.

Naja, wie sieht so ein normaler Tag so aus bei mir:
6.00 ist Tagwache, da bekomm ich dann Tee und Kekse und dann geht’s ab 25 min Fußmarsch aufs College.
7.00 Ich komme eh im College an (das um 7 Uhr beginnt) und bin die zweite Studentin, nur ein Studienkollege kommt immer um 10 vor 7, keine Ahnung was ihn dazu treibt.
7.20 schön langsam kommt die erste Lehrerin auch mal an, die family und social work unterrichtet. Eigentlich ein sehr interessantes Fach, aber mit vielen Referaten.
8.10 Nachdem sich noch ein paar Kollegen zu uns gesellt haben beginnen wir mit Research (dort lernen wie die Grundlagen, wie wir unsere Bachelorarbeit schreiben sollen), also echt auch wichtig für mich. Die Research Tante hat mich gleich am zweiten Tag gefragt, ob es mir leicht zu schwer ist und ich nicht mitkomme, ich hab ihr dann mal erklärt, dass des alles schon a bissl a Orientierungsphase braucht, wenn ma sich auf ganz viele neue Sachen (Sprache, Lehrer, Fächer, College, Lehrmethoden etc.) einstellen muss. Sie hat dann mich immer wieder im Unterricht Fragen gestellt, damit sie schauen kann, ob ich wirklich nicht zu dumm dafür bin. Das Ganze hat nur ein Problem: sie spricht prinzipiell auf Englisch, außer sie erklärt etwas, dann wechselt sie auf Nepali. Also ich weiß immer um was sie gerade erklärt, aber die Erklärung verstehe ich nicht. Also nachdem sie lange auf Nepali etwas erklärt hat, kommt dann die Verständnisfrage für mich wieder auf Englisch, vollkommend aus dem Zusammenhang gerissen für mich. Naja ich hab ihr mal versucht zu erklären, dass ich mir auf Nepali schon etwas schwer tue, naja. Von meiner ersten Prüfung, die ich ja gleich am zweiten Tag bei ihr ablegte, war sie sogar positiv überrascht.
9.00 eine halbe Stunde Pause (ja eine halbe Stunde ist echt ein dehnbarer Begriff)
9.45 geht’s dann für die Hälfte der Anwesenden (die Anderen verlängern ihre Pause meist noch um eine viertel bis halbe Stunde) weiter mit Rural and Urban community development (die Entwicklung der ländlichen und städtischen Bevölkerung). Ein äußerst spannendes Thema, besonders auf Nepal bezogen. In diesem Fach hatte ich diese Woche meine erste Präsentation über Consequences of rapid urbanisation (Konsequenzen der schnellen Verstädterung). Ja hat mir keiner dort zugetraut (so wie vieles nicht), dass ich ein Referat schaffe. Da habens etwas geschaut, wie ich so präsentiert habe, ohne auf meinem Plakat den ganzen Text stehen zu haben und alles herunter zu lesen (so wie meine lieben nepalesische Kollegen). Sogar der Direktor kam extra zuhören und war begeistert, und meine Lehrerin sagte auch nur, dass sie vollkommend zufrieden ist. Ja hat mir gut getan.
10.40 kommt dann eigentlich die Leiterin (eigentlich keine Ahnung was ihre genaue Position ist) des Colleges und wir haben developing communication (bildende Kommunikation oder so)- hab bis heute nicht kapiert was der Sinn dahinter ist. Wir haben außerdem erst eine Stunde dieses Faches gehabt, dafür schon 1000 Arbeitsaufträge (Plakat, Magazin, Broschüre herstellen etc.).
11.30 geh ich dann, wenn nicht wie meistens noch was Organisatorisches geklärt gehört, zurück in mein Hostel, esse dort meinen Reis mit Erbsensouce (natürlich mit der Hand mhh)
Ja so sieht meist mein Collegetag aus, bzw. so ist mal der Plan, obwohl sich eh immer irgendwas anders ergibt
den Nachmittag verbringe ich mit Arbeiten für die Schule, lesen, Gesprächen, Wäsche waschen usw.
dann um ca. 19.10 gibt’s wieder lecker Reis mit Erbensouce und meistens Gemüse und dann…. ja man glaubt es kaum, aber zwischen 21 und 22 Uhr liege ich immer im Bett.
Dieses bald- ins- Bett gehen ist eine meiner neuen ungewöhnlichen Angewohnheiten. Gestern wär ich sogar schon fast um 20.15 gegangen, aber das schien mir doch zu bald.
Noch eine andere ungewöhnliche Angewohnheit ist, dass ich eigentlich jeden Tag die Erste am Morgen bin, die aufsteht, sogar schon an freien Tagen zwischen halb 7und halb 8. Ich habe Gefallen gefunden an den Morgenstunden.
Was noch etwas Sonderbar ist, mir macht das Wäsche waschen mit der Hand zurzeit echt Spaß. (liebe Mama bitte lies diese Zeile nicht, ich will nicht, dass es irgendwelche ungewollten Nachwirkungen mit sich zieht). Aja und im letzten Bericht wirkt es so, als würde ich nicht Wäsche waschen können. Ich hab schon einen Plan wies geht, aber jede Hausfrau (und so auch die Betreuerin in meinem Hostel) hat da einfach die eigenen Vorstellungen, und die sind die einzigen richtigen.
Außerdem hab ich noch eine neue absolute Lieblingsbeschäftigung gefunden. Doch darüber werde ich mal extra was schreiben.
Eine weitere Veränderung ist, dass ich zum absoluten Tierfreund geworden bin, nicht das ich sie vorher nicht mochte, aber jetzt hab ich echt eine enge Beziehung aufgebaut:
Ich freu mich immer wieder über Besuch von Geckos in meinem Zimmer, die schnell mal „Hallo“ sagen. Meine täglichen Begleiter die Kakerlaken würde ich vermissen, wenn sie nicht in meinem Zimmer wären (außer wenn sie in meinem Kleiderkasten sind, bin ich meist nicht so erfreut, aber oft chancenlos). Und hin und wieder ein Überraschungsbesuch einer Maus, lässt mein Herz höher schlagen. Mit den Spinnen und Ameisen hab ich leider noch nicht so engen Kontakt aufgenommen, weil sie einfach zu viele sind um persönliche Gespräche aufzubauen.
Aber den engsten Draht habe ich zu den Hunden in der Nachbarschaft. Sie sind wirklich treue Freunde geworden. Egal um welche Uhrzeit ich ins Bett gehe (es ist schon auch vorgekommen, dass es ein oder zweimal halb 11 war), die Hunde sind startklar und sobald ich im Bett liege und das Licht abdrehe beginnen sie mir jeden Abend eine ewig lange lautstarke Gute- Nacht- Geschichte zu erzählen, in verschiedenen Tonlage, damit es spannend bleibt. Meistens schlafe ich dann doch irgendwie mitten in der Geschichte ein. Aber auf meine Freunde ist Verlass, entweder sie wecken mich mitten in der Nacht noch einmal auf um weiterzuerzählen, aber das nur manchmal. Jedoch kann ich mich gewiss darauf verlassen, dass sie schon wieder lautstark weitererzählen, wenn ich in der Früh munter werde.
Ich mag solche treuen Tierfreundschaften.

Aja bei meinem Tagesablauf hab ich ganz vergessen zu erwähnen, dass ich ja nur drei Tage in der Woche (So, Mo, Di) am College bin. Die anderen Tage (Mi, Do, Fr) arbeite ich in einer Organisation mit. Letzte Woche wurde mir dann schon eine Organisation zugewissen, in der ich dann die drei Tage verbrachte. Es ist ein Waisenhaus für 9 Kinder. Klingt ja sehr spannend. Als ich dann dort ankam waren nur zwei Kinder da. Ich fragte, wo die anderen seien- ja natürlich in der Schule. Ich vergaß ganz darauf. Die Kinder sind also von 9 bis 16 Uhr in der öffentlichen Schule und ich von 10 bis 17 Uhr bei ihnen in der Organisation um mit ihnen zu arbeiten. Ups, da geht sich irgendetwas nicht so aus… als ich die Verantwortlichen dort ansprach meinte sie, dass es soviel zu tun gibt… kochen, putzen, Wäsche waschen, Garten arbeiten etc. Klingt ja mehr nach Hauswirtschafts- Praktikum als sozial Arbeiter.
Nach eine Gespräch in meinem College werde ich nun nur meine Ferien dort verbringen und aber eine neue Organisation suchen. Diese Woche hab ich dann wieder ein paar angeschaut. Ein Direktor war sehr nett und hätte mich gerne dort gehabt, aber er hat gleich angefangen, dass die Bücherei sortiert gehört usw. Naja ich werde wohl dort ein paar Nachmittag verbringen.
Und dann endlich fand ich die perfekte Organisation. Dort sind 50 Kinder, die körperlich und /oder geistig beeinträchtigt sind. Sie werden dort unterrichtet und gefördert. Genau das was ich wollte, und das Wichtigste, es ist ein Platz, wo ich auch meine Fähigkeiten als Sonderschullehrerin verbessern kann (das ist ja irgendwie der Sinn von einem Praktikum, für das ich Kredits bekomme).
Am 2. Nov gehts dann dort los, bin schon gespannt.
Ja ich war ja jetzt schon eineinhalb Wochen im College, darum hab ich mir meine Ferien reichlich verdient. Es sind nämlich jetzt bis 2. Nov Ferien, weil zwei große hinduistische Feste sind. Ich hab mir aber vorgenommen, dass ich viel Zeit im Waisenhaus verbringen werde. Derzeit schaut es aber auch so aus, als könnte ich vielleicht ein Dorf besuchen fahren. Mal sehen, in Nepal ist eh nichts planbar.

Ui es gibt immer so viel zu erzählen.
Also ein Punkt noch: meine Hostel- Familie
Ich bin ja nicht mehr bei meiner Gastfamilie sondern seit zwei Wochen in einem Studentenheim (Hostel) für Mädchen. Das lustige ist, ich bin derzeit noch die einzige, die anderen kommen erst nach den Ferien.
Doch ganz alleine bin ich ja nicht, neben meinen tierischen Freunden, habe ich noch 3 weitere Wegbegleiter. Aus psychologischer Sicht ist unsere Zusammenstellung äußerst interessant.
Mit der Betreuerin im Hostel verstehe ich mich sehr gut. Wir haben schon viele sehr gute Gespräche geführt und können uns gegenseitig alle Fragen stellen, die wir schon immer über die andere Kultur wissen wollten, echt schön. Sie hatte nur leider bis jetzt schon ein sehr schwieriges Leben mit vielen sehr schockierenden Erlebnissen. Das meiste davon konnte sie noch nicht verarbeiten. Ich bin jetzt eine große Ansprechpartnerin für sie, was ich sehr gerne mache, wobei es aber etwas schwer fällt, mich manchmal davon abzugrenzen.
Dann ist ihr 15-jährige Sohn bei uns im Hostel, der sowas von nett undhöflich ist. Er hat leider sehr schwierige Jahre hinter sich, in denen ganz viel falsch gelaufen ist. Darum hat er auch all seine Freunde und Bezugspersonen verloren. Die einzige Person, die er hat, ist seine Mama, an der er natürlich viel Frust auslässt. Seit ich nun da bin, führen wir viele Gespräche, er erzählt mir Sachen, die er mit seiner Mama halt nicht besprechen will, und wir haben ein gutes freundschaftliches Verhältnis.
Und dann ist noch eine 35-jährige da, die gerade versucht wieder Visum für Israel zu bekommen, weil sie dort gearbeitet hat und wieder arbeiten will. Es ist sehr schwierig und sie steht ständig unter Anspannung, weil ihr ganzes Leben gerade von der Entscheidung der Botschaft abhängt.
Alle von uns haben ein eigene Zimmer derzeit noch, aber jeden Abend geht meine Zimmertür auf und die 35- jährige kommt herein, und fragt mich, ob sie wieder bei mir schlafen darf, weil alleine hat sie Angst. Am Morgen verschwindet sie dann wieder in ihr Zimmer.

Ja eine ganz spannende Zusammensetzung hier. Teilweise sehr kräfteraubend für mich, andererseits hab ich echt meinen Platz in dieser Gruppe gefunden und wir sind fast wie eine kleine Familie, ich genieße es sehr.



Also zusammenfassend: Mir geht es recht gut hier. Ich wanke zwischen Chaos, Überforderung, absolute Hilfsbereitschaft, Orientierung finden, zuhause fühlen, Routine etc. herum und bin sehr sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen kann.

Aja ziemlich am Anfang meiner Nepal Zeit wurden wir von einem Erdbeben ueberrascht. Es war spannend sowas mal zu erleben, aber es war eigentlich schon recht lange und min eine Minute lang. Ich hab eine halbe Stunde gebraucht bis ich mich wieder erholt habe, weil alles weiter geschuettelt hat und mir auch noch irgendwie schwindlig war.
Ich bin in einer schmalen Gasse zwischen hohen Haeusern gestanden und hab sie angeschaut, in der Hoffnung, dass sie nicht umfallen.
In meiner Gegend ist nichts schlimmes passiert, aber gleich um die Ecke von meiner Gastfamilie sind 3 Menschen gestorben (die Mauer der englischen Botschaft ist umgefallen). Es hatte doch mehr Auswirkungen als wir anfangs dachten, aber wenn es etwas staerker gewesen waere... ich will garnicht wissen was dann noch alles passiert waere.

Ja also so viel solange von mir. Wie geht’s euch zuhause? Was tut sich? Welche Veränderungen gibt es? Ich freue mich immer wieder über Nachrichten von zuhause.
Es ist zwar spannend, dass ich dieses Abenteuer hier ganz alleine mache, aber vermissen tue ich euch schon teilweise sehr.

Allen Studenten wünsche ich einen guten Start ins neue Studienjahr. Ich werde an euch denken (besonders jetzt bei eurem Studienstart und meinem Ferienbeginn).

Derzeit noch viele sonnige Grüße aus Nepal

Sonntag, 18. September 2011

Erste Tag im College

Nachdem ich die ersten unruhige Nacht (begleitet von Hundegebelle u.ä.) in meinem neuen Zuhause verbracht habe, machte ich mich heute um 6.15 Uhr auf den Weg ins College. Ich wusste ca. den Weg. Nach 20 Minuten Fußmarsch, knapp vor dem Ziel, wählte ich die falsche Straße und suchte vergeblich nach meinem College. Nach einer Weile bemerkte ich meinen Fehler und rief eine Lehrerin des Colleges an. Ich gab dann mein Handy zu jemandem auf der Straße und sie erklärte ihm meinen Weg und er zeigte ihn mir dann. Schlussendlich, nach einigem Umweg, kam ich um 10 vor 7 Uhr an. Ich war zufrieden, weil um 7 Uhr der Unterricht beginnt, also dachte ich, dass ich gut in der Zeit bin …….. falsch gedacht!!!!!!!!!! Ich betrat das College und fand dort in der Bücherei eine Dame, sonst niemanden. Ich war also der erste Schüler, der das College an diesem Tag erreichte. Um 7 Uhr kam dann die Lehrerin, die für mich verantwortlich ist und ein, zwei weitere Studenten trafen ein. Sie stellte mir einen Studienkollegen von mir vor, mit dem ich dann eine Weile sprach, während er an dem Plakat für seine Präsentation in der ersten Stunde fertig schrieb. Meiner Meinung nach etwas spät, wenn er um 5 nach 7 Uhr noch an dem Plakat schreibt, dass für seine Präsentation ist, die um 7 Uhr beginnt. Später stellte sich heraus, dass er der absolute Vorzeigestudent ist, weil er überhaupt sie Sachen für seine Präsentation am richtigen Termin mitbrachte, außerdem kam er schon um 7 Uhr, also sehr sehr pünktlich. Irgendwann so um 7.15 Uhr suchte uns dann die Lehrerin, mit der ich vorher telefonierte, und sie sagte uns, dass der Unterricht (mit eh nur 15 Minuten Verspätung) nun beginnt. Wir gingen in den Klasseraum und drei motivierte Studentinnen warteten dort schon. Also konnte der Unterricht beginnen. Im Laufe der Stunde trafen noch zwei weitere ein. Am Ende der zweiten Stunde waren wir schon stolze 11 Studenten (von 24). Nach der Pause starteten wir dann wieder zu fünft, zwei weitere kamen etwas verspätet aus der Pause und schlussendlich kamen dann noch die restlichen 4 mit nur 30 Minuten Verspätung, aber sie waren da.

Ja macht schon Spaß in so einem nepalesischen College, wo die Disziplin spannend ist. Eine Lehrerin hat gemeint, sie wollen sich ein Vorbild an Österreich nehmen, wo es anscheinend anders ist. Ich bin gespannt, ob ich morgen um 7 Uhr (wird natürlich auch nicht früher hingehen), wieder die einzige bin.
Der Unterricht war ganz spannend, teilweise sehr auf Sozialarbeiter bezogen, was mich eigentlich sehr interessiert. Prinzipiell halten sie sich auch gut daran, dass Englisch gesprochen wird, außer eine Vortragende gab nach 5 min auf und zog die restliche Stunde mit Nepali durch, obwohl alle recht gut Deutsch könnten.

Naja nach 4 Stunden war der Tag vorbei, ich ging in mein Hostel und genoss meinen Reis mit Souce.

Anschließend ging ich das Vorhaben Wäsche waschen an. Die Betreuerin vom Hostel sah mir kurz zu, aber hielt es nicht aus, also zeigte sie mir dann, wie ich es machen soll. Sie erklärte mir alles so lange, bis meine gesamte Wäsche sauber. Also könnte passieren, dass ich mich nächstes Mal nochmal blöd stelle ;-) nein Scherz, es ist schön mit der Hand zu waschen, mal eine andere Erfahrung.
Aja übrigens bin ich die einzige Studentin hier gerade. Hab ein drei-Bett-Zimmer alleine. Aber in einem Monat kommen die anderen. Außerdem ist die Betreuerin extrem nett, sie ist auch der Hauptgrund warum ich mich so schnell für das Hostel entschieden habe. Gestern am Abend hat sie mir erzählt, dass sie diesen Job kündigen will und vielleicht bald geht. Ja super, wiedermal wird alles anders und chaotisch, aber ok. Hoffentlich entscheidet sie sich noch anders, oder sonst kommt hoffentlich schnell jemand nach, sonst bin ich wiedermal Obdachlos, aber ich bin zuversichtlich.

Etwas chaotische Grüße aus Nepal

(Aja neben dem ganzen Chaos sei noch erwähnt, dass es mir sehr sehr gut geht und ich mich wohl fühle. Außerdem wachse ich an jeder Herausforderung ein Stück )

Nepal- chaotisch but nice

Mittlerweile bin ich schon seit 2 Wochen in Nepal. Ich hatte diese zwei Wochen Begleitung von Elena, einer Österreicherin, die letztes Jahr hier 6 Monate lang studiert hat. Außerdem bekam sie besuch von 3 Freunden aus Österreich, also hatte ich ca. 10 Tage absolut touristisches Programm. Somit hab ich von Kathmandu schon die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen.


Am Dienstag war ich dann das erste Mal im College und hab mich mit der Verantwortlichen getroffen. Wir haben mal einen Stundenplan für mich zusammengestellt. Ich habe pro Tag 4 Stunden mit den Studenten des 4. Semesters. Aber sie sind schon mitte drinnen im Semester, also werde ich einfach mitten drinnen einsteigen. Mein Stundenplan gilt aber jetzt mal nur bis Mitte November. Weil ab dann fängt bei ihnen das neue Jahr an. Aja und jetzt sind dann mal ganz viele wichtige Ferien hier. Also ich komm echt im richtigen Moment daher, was das Studium betrifft. Naja bin schon gespannt.


Diese Woche hab ich einige Organisationen angeschaut, bei denen ich vielleicht mitarbeiten kann. Da gibt es schon einige spannende. Hoffe es wird bald mal was, dass ich dort anfangen kann.




Ja und letzten Sonntag am Abend bekam ich eine spannende Nachricht: Ich kann aus verschiedenstene Gründen nicht mehr bei meiner Gastfamilie bleiben. Einerseits, weil sie während der kommenden Festtage nicht da sein werde. Außerdem werden sie die Küche renovieren und mein Zimmer ist in der Zwischenzeit die Küche. Dazu kommt, dass die Gastmutter gerade krank ist und sie wissen nicht sicher, ob es etwas ernsthaftes ist.


Ja war anfangs ein bisschen ein Schock für mich. Mittlerweile hab ich ein echt nettes Studentenheim und werde in wenigen Stunden dorthin umziehen. Ich werde mir dort mit 3 Mädchen ein Zimmer teilen und das Badezimmer ist am Gang. Aber das ist absolut ok für mich, ich will es eh einfach haben. Doch bin schon gespannt wie das so werden wird.



Naja also heute Umzug, morgen ersten Tag im College, dann noch Projekt suche und mein Leben hier wird schön langsam etwas geregelt und alltäglich.



Aja das Land, die Leute... alles eigentlich sehr ädnlich wie in Indien, und doch wieder ganz anders. Man kann es nnur schwer vergleichen. Aber für mich ist irgendwie alles sehr normal und ich fühl mich wohl.


Doch darüber ein anderesmal mehr. Ich muss jetzt mal meinen Koffer packen.


Ganz liebe Grüße aus Nepal!!

Montag, 5. September 2011

Die letzten Tage in Indien - die ersten Tage in Nepal

Mittlerweile hab ich die letzten Tage in meinem Projekt in Indien Visakhapatnam verbracht. Am Mittwoch stand ich um 5 Uhr auf um nach Sabbavaram in das Projekt unter Palmen zu fahren, um einen ganzen Tag mit den Jungs zu verbringen. Ich hab ganz viel Cricket gespielt und wir hatten eine schöne Zeit.
Am Donnerstag stand ich dann noch etwas früher auf und ging im strömenden Regen zum großen Busbahnhof, erst auf halben Weg kam endlich ein Outo, das mich mitnahm. Ich fuhr dann mit dem Bus nach Narsipatnam, in ein Dorf am Fuße des Berges, auf dem ich schon zweimal mehrere Bergdörfer besucht habe. Dort in Narsipatnam gibt es Salesianer, die verschiedene Projekte aufgebaut haben, unter anderem ein College. In diesem College sind nun zwei Burschen, die früher im Shelter bzw. in Sabbavaram waren. Der ehemalige Shelterburschen war an diesem Tag auch da und wir hatten sehr viel Zeit miteinander zu reden und er zeigte mir sein College und vieles andere. Er hat keine Familie mehr, also war mein Besuch irgendwie wie so, wie ein Besuch der Familie und das war für uns beide wunderschön. Am Vormittag zeigten sie mir das Haus eines Mitarbeiters, dann ginge wir ins Nachbarhaus Kuchen anschneiden, weil ein kleiner Junge Geburtstag hatte und dann besuchte ich auch noch einen wunderschön geschmückten Tempel mit Ganeshstatue, weil gerade dieses große Fest ist. Die Zeit verging sehr schnell und ich entschied mich dort zu übernachten, da es wegen dem Fest recht unruhig war auf den Straßen. Ich verbrachte die Nacht also im Mädchen- Hostel, die sich auch sehr darüber freuten.
Am Freitag stand ich dann um 4 Uhr auf, damit ich rechtzeitig um 7.15 in Visakhapatnam bin, da die Messe dort für mich gehalten wurde. Ich schaffte es dann auch dorthin mit 5 Minuten Verspätung, dank der indischen Pünktlichkeit.

Nach Messe und Frühstuck ging ich mich in die Schule verabschieden. Den Nachmittag und Abend verbrachte ich im Shelter und die Nacht dann mit packen, putzen etc.
Am Samstag wieder um 5.30 aufstehen, packen, verabschieden, Abflug. Dann hatte ich einen Tag Aufenthalt in Delhi, in einem wunderschönen beeindruckenden Don Bosco Projekt. Nach einer kurzen Nacht stand ich wieder um 4 Uhr auf, ab zum Flughafen und ich saß im Flieger nach



NEPAL

Das Wetter meinte es recht gut mit uns, obwohl es in Delhi zuvor stark geregnet hatte. Wir hatten vom Flieger aus einen gigantischen Blick auf das Himalayagebirge. Alles war mit Wolken bedeckt, die von der Sonne beschienen wurden und dahinter sah man die mit Schnee bedeckten Berggipfel, traumhaft. Später konnten wir auch noch auf das grüne hügelige Land von Nepal einen Blick werfen. Am Flughafen wurde ich dann von Elena (die Studentin die letztes Wintersemester hier war) abgeholt und nach Hause gebracht. Die Umgebung hier sieht eigentlich teilweise wie Indien aus und doch wieder oft ganz anders. Das Haus in dem ich wohnen werde (bei der Gastfamilie) ist wunderschön, hat drei Stockwerke und natürlich ein Flachdach. Derzeit teile ich das Zimmer, das später mir gehören wird, mit einer Engländerin und der Elena. Das Zimmer ist zum Glück ganz einfach eingerichtet, eine Matratze am Boden, ein kleiner Tisch und eine Couch und das wars. Aber derzeit lebe ich noch aus meinem Rucksack.

Die Gastfamilie hat einen Sohn und eine Tochter. Beide sind glaube ich älter als ich. Die Tochter arbeitet in dem College in das ich dann gehen werde, dadurch lässt sich vieles leichter organisieren, obwohl ich nicht weiß ob es überhaupt mal einen Plan für mich gibt. Anscheinend beginnen die Semester alle ganz verschieden, und im Oktober, November sind ganz viele Feste usw.
Naja die Elena hat heute Besuch bekommen, also werden wir jetzt mal eine Woche fort fahren und noch etwas touristisches Programm machen. Danach werde ich noch intensiv Training im Umgebung- Erkunden machen, damit ich mich bald alleine zurecht finde. Da das College anscheinend noch nicht so bald irgendein Programm für mich hat, werde ich mich bald mal nach einer Organisation umschauen, bei der ich vielleicht etwas mitarbeiten kann oder so. Naja und eigentlich nervt mich, dass ich nicht Nepali kann, weil ich es in Vizag schon so genossen habe, etwas Telugu sprechen zu können. Doch prinzipiell bin ich erst eineinhalb Tage da, also hat eh alles noch etwas Zeit, doch meine Motivation ist groß.

Ich hab schon einige Erzählungen gehört, dass es im Winter sehr kalt wird und ständig Stromausfall ist usw. Jaja bin schon sehr gespannt was noch alles auf mich zukommt.


Hoffe euch zuhause geht es allen gut. Ich freu mich immer wieder über e- mails und es schaut garnicht so schlecht aus mit der Möglichkeit, sie auch hin und wieder zu beantworten.


Also erstmal ganz liebe Grüße aus Nepal!


Martina

Mittwoch, 24. August 2011

Back in Indien

Nun ist schon wieder ein Jahr vergangen, seit ich meinen letzten Blogeintrag geschrieben habe, ja ein Jahr in Österreich. Diese Zeit war anfangs nicht so leicht, weil ich so viel erlebtes zurücklassen musste und wieder mich zurecht finden musste, doch mit der Zeit, besonders am Schluss, hab ich Österreich wieder lieben gelernt wie zuvor. Danke an meine Freunde und Familie für eure Unterstützung dabei 

So naja und damit ich mich ja nicht zu wohl fühle, bin ich am 13. August nach Indien wieder aufgebrochen.
Nachdem ich am Flughafen in Dubai mit w-lan 5 Stunden verbracht hatte, landete ich am 14. August in der Früh am Flughafen in Hyderabad. Die Bettina (die mit mir das freiwillige soziale Jahr verbracht hat) war schon eine Weile in Indien, also holte sie mich vom Flughafen ab und wir verbrachten einen gemeinsamen Tag in Hyderabad. Es war ein gutes Gefühl wieder indische Luft zu riechen, Telugu zu sprechen und viel Vertrautes wieder zu erkennen. Die Nacht verbrachten wir dann im Zug und den 15. August (Independenceday) verbrachten wir in Vijayawada mit vielen anderen Volontären. Wir machten dort auch ein Programm für einige Burschen.
Dann am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von Bettina und den anderen Volos und machte mich auf die Reise nach Visakhapatnam, die Stadt in der ich ein Jahr gelebt habe. Im Zug kamen verschiedenste Gefühle in mir hoch. Einerseits die Vorfreude die Menschen wieder zu sehen, mit denen ich ein Jahr gelebt habe. Andererseits war auch etwas Unsicherheit dabei, wie es sein wird.

Am Bahnhof holte mich der Father ab und es war zu meiner Überraschung von Anfang an alles sehr sehr vertraut, so als wäre ich nie weg gewesen. Also der Schock, den ich eigentlich erwartet hatte, blieb aus. Viele erlebte viel Wiedersehensfreude und sah viele bekannte Gesichter. Es war auch wunderschön meine beiden Nachfolgerinnen, Fabiana und Christina, mit denen ich schon viele Telefongespräch führte, bei ihrer Arbeit zu sehen und mit ihnen gemeinsam hier zu leben.

Das Essen, die Menschen, die Atmosphäre, der Dreck auf der Straße (hauptsächlich von der Stahlfabrik), die Straße, die Verkäufer in den kleinen Geschäften… alles ist noch wie vorher und so viele erkennen mich wieder oder wissen sogar noch meinen Namen. Aja und nebenbei erwähnt, sogar mein Telugu ist noch genauso wie vorher, bin stolz drauf, dass ich halbwegs kommunizieren kann 

Im Shelter hat sich einiges geändert, es sind ganz viele neue Gesichter. Doch die Stimmung hat sich um so viel verbessert. Die gemeinsame Zeit ist sehr locker und ungezwungen und gibt mir und den Burschen viel Halt. Obwohl ich hier eigentlich auf Urlaub bin verbringe ich so gut wie jede freie Minute mit ihnen. Für mich einfach unvorstellbar schön.

Doch die allerschönsten Momente erlebte ich jedes Mal auf dem Schulweg, den ich nun schon einige Male ging. Ich treffe dort viele viele ehemalige Schüler von mir, die mich schon von der weitere erkennen und rufen „Martina Sister“ und dann auf mich zu laufen und mir in die Arme fallen. Und das allerschönste ist hier Gewand... sie alle tragen nämlich eine Schuluniform einer öffentlichen Schule und sie begegnen mir auf den Weg dorthin. Für alle die nicht so genau Wissen in welcher Art von Schule ich unterrichtet habe… es ist das Ziel der Schule, dass die Kinder dann die öffentliche Schule gehen. Also jedes einzelne Kind, das mir auf dem Weg begegnet und nun schon 4 Monate oder meine alten Schüler eineinhalb Jahre die öffentliche Schule besucht, zeigt mir, dass meine Bemühungen und meine Nerven es wert waren. Ich bin so stolz auf die alle und sage ihnen es täglich, wenn ich sie wiedersehe. Und das schöne ist, sie sind selbst auch sehr stolz.

Natürlich gibt es auch Schüler, um die ich mich ein Jahr lange bemüht habe und jetzt seh ich wieder auf der Straße spielen oder im Haushalt arbeiten, aber zum Glück nur sehr wenige.


Ich ging nun schon zweimal mit der Lehrerin von der Schule mit in die Häuser der Kinder, wo sie nachfragt, warum die Kinder nicht in unsere Schule kamen, oder sie kontrolliert, ob sie eh noch brav in die öffentliche Schule gehen. Extrem spannend die Häuser der Kinder, aus dem sehr armen Viertel, zu sehen. Es ist jedoch immer wieder amüsant, wenn ein Kind fröhlich aus dem Haus springt und auf die Frage, warum es nicht in der Schule sei mit „Sister Fieber“ antwortet. Ja Fieber kann alles bedeuten, von wirklich Malaria- Fieber bis „mich freuts heute nicht- Fieber“. Aber Hauptsache die Kinder und ihre Eltern merken, dass es uns wichtig ist, dass sie die Schule besuchen.


Uiui das ist ja schon wiedermal jede Menge geworden.

Also mir geht es sehr gut, ich genieße die Zeit hier.

An Nepal denke ich schon etwas, aber eher nur sehr wenig. Manchmal macht mich die Ungewissheit etwas nervös, aber ich freu mich schon sehr auf die Herausforderungen, die dort auf mich warten werden.
Als am 3. September werde ich nach Nepal aufbrechen und dort am 4. September in der Früh ankommen. Von Indien weiß ich nicht, ob ich mich nochmal melde. Mal sehen.


Genießt noch die letzten Tage eurer Ferien und des Sommers.

Ganz liebe kunterbunte Grüße


Martina